Kolumnen

Politik im Garten

Wer es auch nur ein Mal probiert hat, weiß: Der bloße Versuch, einen Grashalm im Schönbrunner Schlosspark zu verbiegen (zum Beispiel, weil man sich auf eine Decke legen will), ruft die Parkwächter auf den Plan. Und der Chef der Bundesgärten erzählt gern, dass „nur ein einziger abgebrochener Ast einer Eibe jahrzehntelang sichtbar ist“.

Da kommt es doch ein bisschen überraschend, dass die Umweltministerin jetzt mehr Veranstaltungen in die historischen Gärten der Republik bringen will. Auch heuer dürfen die ÖVP-nahen Jungbauern wieder ihr Ernte-Dank-Fest im Augarten feiern. Das hat schon im Vorjahr für viel Kritik gesorgt: mehrere Tage Auf- und Abbau, Zulieferfahrten durch Lastwägen und dann noch das Fest an sich. Genehmigt wurde es von den Bundesgärten, die dem schwarzen Umweltministerium unterstehen.

Und mit dem „Kinder- und Familienfest“, das heuer erstmals im Schönbrunner Garten und ausgerechnet am 1. Mai stattfindet, will man offensichtlich der SPÖ in die Parade fahren – mit einem konservativen Gegenprogramm zu den Mai-Feierlichkeiten im Prater.

Wenn es politisch passt, scheinen also auch schwere Heurigenbänke und tobende Kinder im Gras nicht mehr zu stören.

Bleibt nur zu hoffen, dass auch der ganz unpolitische Besucher künftig auf Nachsicht hoffen darf, wenn er eine Decke im historischen Gras ausbreiten will – oder unabsichtlich den Ast einer Eibe abgeknickt hat.