Kolumnen

Paaradox: Spezielle Reize

SIE

Ein Nachsatz zum Geburtstagskartenbesorgungs-Epos der Vorwoche, als er sich wie eine Diva aufführte, deren Seelenprellung niemand ernst genug nimmt. Seidenfächer bitte,  man möge dem Mann nebenan Frischluft und passendere Aufgaben zukommen lassen,  wie etwa Grillen von Wildhoden über großer Flamme.  Jetzt aber kein Gejammere von Gnä Kuhn, stattdessen eine gut durchgebratene Strategie nach dem Motto: tarnen, täuschen, listig sein.

Urspannend

Der Herr ist zwar schon groß, aber infantil genug, um das Schnitzeljagd-Prinzip nach wie vor als wuh, urspannend zu finden. Viele Alltagsaufgaben wären für ihn reizvoller,  würde sein Leben ein lustiger Bewerb sein. Dabei handelt es sich um ein Geländespiel, bei dem ein „Jäger“ (ja, er) Hinweisen folgt, die vom  Schnitzeljagdveranstalter (ich, eh klar) ausgelegt wurden. Eine Schatzsuche, bei der am Ende ein Preis winkt. Im Geburtstagskarten-Fall hätte ich also einen geheimnisvollen, versiegelten Brief schreiben müssen, in dem die zu erfüllende Aufgabe möglichst aufregend skizziert wird. Nur ja nix Fades wie: Geh bitte in die Papierhandlung und kauf ein Billett. Am besten, man macht ein Rätsel daraus, an dem er Tage knobeln kann. Wesentlich ist, die Spannung aufrechtzuerhalten – idealerweise, indem ich ihm mystische SMS schicke oder in seinem Geldtascherl launig formulierte Hinweise verstecke, im Kartenfall etwa: Es ist quadratisch, bunt und singt, wenn man’s öffnet. Wichtig ist auch die Belohnung am Ende. Für ihn natürlich in einem Gastgarten, wo er seine kleinen Erfolge mit sich und ein paar Schnitzeljagdkönig-Selfies feiern kann. Plus Bier und  XL-Fleisch für den urtollen Buben. Applaus von Damen in Dirndl wären eine schöne Abrundung, das aber nur theoretisch.

gabriele.kuhn@kurier.at

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ER

Das Spannende an Beziehungen ist ja oft gar nicht das Gemeinsame, sondern eher das Trennende.

Ich finde es ja erstaunlich, dass Frauen und Männer, die einander zur großen Liebe gefunden haben, in so vielen Lebenslagen völlig unterschiedlich ausgerichtet sind. Wie oft erlebe ich es, dass er das Chaos, sie die Ordnung liebt, er das Hotel, sie den Campingplatz, er die Kälte, sie die Hitze, oder umgekehrt oder wasweißich?

Tüftel-Leidenschaft

Ergo ist es auch nicht verwunderlich, dass die Liebste meine Leidenschaft für das Rätseln und Tüfteln immer wieder mit einem Satz kommentiert: „Lustig, dass dir das nie fad wird.“ Daher war ich einst auch verblüfft, als sie eine Kopie des „Um die Ecke gedacht“ aus dem Die Zeit-Magazin wollte. Das ist jenes spezielle wöchentliche Rätsel, das ich seit ewig mit Freude löse. Dabei hilft’s, mit den Tücken vertraut zu sein, was meine Frau erst recht nicht vom spontanen Entschluss, ihre große Kombinationskraft zu beweisen, abhielt. Und so saß sie etwa 25 Minuten vor den Kasterln, hoch konzentriert, auffällig sinnierend, um dann das Heft ohne einzigen Eintrag zur Seite zu legen und mir zu offenbaren: „Das ist mir zu blöd, schade um die Zeit.“

Was natürlich kein Eingeständnis des Scheiterns war, sondern nur bedeutete: „Ich wollte, du wärst bei wichtigeren Dingen so geduldig.“ So betrachtet hätte ich eh gerne pfiffige Schnitzeljagden für meine vielen Erledigungspfade. Die müssten allerdings mit großer Liebe zum listigen Detail angelegt werden. Und fix weiß ich nur,  wer für diese Aufgabe  nicht infrage kommt.  Ganz einfach, 1 waagerecht, acht Buchstaben: G . . . . . . N (wer weiß es?).

Lesung: 7. 9., Hollabrunn. Alle Termine für Paaradox und das Solo „Abend mit einem Mannsbild“ unter www.paaradox.at

michael.hufnagl@kurier.at

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