Kolumnen

Ostern royal

Wien entwickelt sich im frühen 19. Jahrhundert zu einer Shoppingmetropole. In einem von der Historikerin Waltraud Schütz beforschten Briefbestand adeliger Frauen wird das Ausmaß des Betens deutlich. Am 27. März 1834 (Gründonnerstag) schreibt die 18-jährige Gräfin Julie Hoyos in einem kurzen Brief an ihre Schwester, dass sie keine Zeit hatte, die gewünschten Kleidungsstücke und Accessoires für sie zu besorgen: "Sonst habe ich aber noch leider nur wenig für dich thun können, da bethen jetzt fast alle Zeit in Anspruch genommen…"

Im britischen Königreich wird das Osterwochenende mit dem "Maundy service" am Gründonnerstag eingeleitet. Während des Gottesdienstes verteilt der Monarch die traditionellen Maundy-Münzen an Menschen, als Dank für ihre Arbeit für die Kirche und die Gemeinde. Die Anzahl der Empfänger richtet sich immer nach dem Alter des aktuellen Monarchen. Heuer werden die Münzen an 75 Frauen und 75 Männer verteilt. 

Der Gründonnerstags-Gottesdienst ist durch das letzte Abendmahl inspiriert, als Jesus seinen Jüngern die Füße wusch. Königinnen und Könige haben diese Tradition im Mittelalter nachgeahmt, indem sie die Füße von Bettlern gewaschen und Almosen an sie verteilt haben. Im 18. Jahrhundert verschwindet die Fußwaschung, die Geldspenden bleiben. 

Standhaft hält sich der Hase als österlicher Eier- und Gabenbringer. Die erste gesicherte Nachricht stammt aus dem Jahre 1682. Als Fruchtbarkeitssymbol ist er im griechischen Altertum der Liebesgöttin Aphrodite als heiliges Tier zugeordnet. Der römische Kaiser Severus Alexander soll dreimal in der Woche Hasenbraten verzehrt haben. 

Im frühen Christentum verschlechtert sich der Ruf des Hasen. Er gilt wegen seiner Fruchtbarkeit als leibhaftiges Symbol für Unzucht und unnatürliche Geschlechtslust. Doch der Hase lässt sich nicht aus dem Oster-Brauchtum vertreiben. Und darum hoppelt er noch heute.