Wundern
Von Georg Leyrer
Was macht man mit all dem Wundern? Wundern über den Typen, der provokant extralangsam über den Zebrastreifen geht, obwohl ein Rettungswagen (!) mit Blaulicht und Sirene auf freie Fahrt drängt.
Wundern über die Autofahrer, die Tag für Tag nicht einmal bei markierten Schulwegen und wartenden Volksschülern den Fuß vom Gas nehmen.
Wundern über den Zorn oder die viele Traurigkeit, die aus so vielen Menschen herausbrechen, wenn man nur ein paar Worte wechselt.
Man muss sich wohl zuerst über sich selbst wundern, dass einen all das verwundert. Je mehr Leben man sammelt, desto mehr Dinge sieht man wohl. Daher scheint vielen früher alles besser gewesen zu sein, weil man da halt noch weniger von der Welt wusste.
Aber trotzdem: Irgendetwas da draußen scheint anders geworden zu sein. Und man hofft, dass man sich nicht noch mehr wundern wird, was alles möglich wurde.