Kolumnen

Kennedy-Beton

 

Euphemismus ist die beschönigende Umschreibung einer garstigen Sache. In Wien: „Kennedy Gardens“ – ein Bauprojekt, das auch in der zubetonierwütigen Hauptstadt seinesgleichen sucht.

Alt Penzing ist ein verträumt-dörflicher Stadtteil im Vierzehnten. Dort lag einst ein riesiges Grünareal mit einem funktionshässlichen Büro-Hochhaus. Dieses wird nicht mehr gebraucht, das Grün offenbar auch nicht: Mächtige Bienenwabenklötze, zehngeschossig, dicht an dicht, 513 Wohnungen, entstehen. Flächendeckend. Von „Gardens“ keine Spur. Daneben sprießt, Euphemismus, „Alice in Cumberland“ (in der gleichnamigen Straße) mit weiteren 188 Einheiten zum „zauberhaften Wohnen in Alt Penzing“.

Nur: Alt Penzing wird mit dem weggeräumten Grün und der absehbaren Verkehrshölle nicht mehr zauberhaft sein. John F. Kennedy, nach dem die nahe Brücke heißt, würde sich gegen seine Namensverwendung wehren. Aber wie wehrt man sich gegen die Wiener Betonwalze?

andreas.schwarz@kurier.at