Kolumnen

Impfstolz

Corona hat auch unser Small-talk-Verhalten verändert. Hin zum Zuversichtlichen. Das griesgrämige „Wie geht’s?“ – „Das willst Du lieber nicht wissen.“ oder „Dieser Frost soll Frühling sein? – Ja, depperte Erderwärmung!“, war gestern. Heute heißt es rundum: „Und, wann hast Du einen Impftermin?“ – „Ich hab schon den ersten Stich.“ –„ Super, ich bin morgen dran.“

Überhaupt: Vor Wochen noch lief man als Geimpfter Gefahr, in die Impfdrängler-Lynchmaschine zu geraten. „Du bist geimpft? Hey, bist Du Bürgermeister oder was?“ Heute, da die Vakzine schon wie Ketchup fließen (da hat der Kanzler nicht falsch ausgesagt), wird der erste und zweite Stich vor allem auf Facebook & Co. mit großem Impfstolz getragen.

Die Freude ist verständlich. Anderer flächendeckend platzierter Jubel über medizinisches Glück – erfolgreiche Samenspende, entfernte Hühneraugen, überstandene Diarrhö – sollte dann aber doch eher unterlassen werden.

andreas.schwarz@kurier.at