Kolumnen

Immer weiter schweifen

 

„Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen“, hieß es früher. Im Moment sind wir eher schmähstad: Keine Ausflüge, keine Bergtouren, keine Urlaubsreisen – und das wird wohl noch ein Zeiterl so bleiben. Das ist für alle, die gebucht hatten zu Ostern und für den Sommer, und für die, die noch wollten, bitter.

Andererseits: Seit Langem klagen wir über einen unerträglichen Overtourism. Von Barcelona bis Salzburg, Venedig bis Hallstatt – Tourischreckenschwärme deckten alles zu, die Meere und Küsten waren Kreuzfahrtschiff-verschmutzt. „Reisen bildet“, sagte man früher auch

– Urlauberhorden in Amalfi oder Schönbrunn,

mit den Augen auf ihrem Tablet, lehrten das Gegenteil.

Vielleicht gibt’s ja, wenn alles vorbei ist, ein bisschen mehr Maß in der Maßlosigkeit des „Was kost’ die Welt?“. Und bis dorthin unfreiwillig das Goethe-Wort: „Willst du immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“ – Urlaub im eigenen Land. Wir werden ihn noch mögen.

andreas.schwarz@kurier.at