Kolumnen

Von wegen "Ich hab' die Haare schön"

WhatsApp von einem Freund. „Ich schau aus, als hätt’ ich mich mit einem Schweizer Kracher frisiert.“ Dazu ein Beweisfoto, das man ohne Umschweife als karriereschädigend bezeichnen muss.

Ich sag’ es, wie es ist: Er schaut aus wie ein explodierter Krautkopf. Gar nicht Videokonferenz-tauglich.

Schuld ist das Coronavirus, es nimmt uns unsere letzte Würde. Seit es sämtliche Friseur- und Barbershops im Land leer gefegt hat, hat niemand mehr die Haare schön.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Und sollten ungeschauter wegen aktiver Unterstützung von Schwarzarbeit überführt werden. Einzige Ausnahme ist „Bundes-Heinzi“ Fischer, der seine Frisur in einem Interview als „Produkt häuslicher Pflege“ bezeichnet. Sprich, seine Frau schneidet ihm die Haare. Bei anderen geht das Ergebnis solcher Aktionen als häusliche Gewalt durch.

Spätestens wenn der graue Scheitel schon den halben Kopf einnimmt, wirft Frau von Welt die Nerven weg und greift zum Farbtopf. So viele rot und schwarz gefärbte Ohren gab es selten im Straßenbild. Der Ruf nach einer staatlich verordneten Helmpflicht wird laut.

Meine beste Freundin schaut dagegen perfekt gestylt aus. Das hat sie „Semmi“ zu verdanken. Ihrem Mischlingshund, der vor zehn Jahren gestorben ist. Geblieben ist von ihm nur die Effilierschere, mit der sie sein zotteliges Fell geschnitten hat. Und mit welcher sie jetzt ihre aus den Fugen geratene Frisur fassoniert. Der Fotobeweis unterstreicht ihre WhatsApp-Nachricht: „oilso i find, i hob schon schlimma ausg’schaut, wenn i fürs schneiden vül Geld ausgeben hob.“ Kenner ihres Friseurs nicken anerkennend. Andere denken „passt eh“. Man sollte derzeit ja sowie zu Hause bleiben.

Übrigens ist man mit schlecht sitzenden Frisuren in bester Gesellschaft. Hat etwas Intellektuelles. Selbst der deutsche Philosoph Peter Sloderdijk gesteht, dass er sich die Haare meistens selbst schneidet.

„Mit bedenklichen Ergebnissen.“