Kolumnen

Hingehen

 

Jeder kennt mindestens eines: Ein Geschäft, das gestern noch da war und nun für immer geschlossen hat; ein totes Wirtshaus, das mitten im Ort vergeblich auf Auferstehung wartet; der Greißler, dessen Tür verklebt und für immer zu ist. Das hat viel mit Energiekosten, Teuerung und fehlendem Personal (Stichwort: Work-life balance ...) zu tun. Und damit, dass man Herzblut und Liebe nur bis zu einem gewissen Punkt in ein Geschäft stecken kann. Wenn Liebe nicht erwidert wird ...

Der Siegeszug der Handelsketten hat nämlich vor allem damit zu tun, dass es hierorts – anders als etwa in Frankreich mit seinen Boutiquen, Boucherien, Boulangerien – keine Einkaufskultur gibt. Keine Freude am Kleinen. Keine Lust am Individuellen. Die Herde läuft zum Shoppingcenter, man sehe sich nur um (und staune, wie viel in angeblichen Krisenzeiten gekauft wird).

Wer das Kleine erhalten will, muss dort auch hingehen. Und die Krokodilstränen zu Hause lassen.

andreas.schwarz@kurier.at