Kolumnen

Herrgottsbscheißerl

Ab Aschermittwoch geht es stimmungsmäßig bergab. Katerstimmung.

Fastenzeit.

Davon, dass Fasten die Psyche aufhellt, ist in den ersten Hungertagen wenig zu merken. Das Stimmungsbarometer der Kollegin schwankt zwischen latent nervös bis hoch explosiv.

Medizinisch ist das erklärbar: Der Körper stellt auf Notbetrieb um, auf Überlebenskampf. Ein Prozess, bei dem man lieber nicht dabei sein will.

Vermutlich aus reinster Nächstenliebe haben Mönche in der Fastenzeit seit jeher zu Stimmungsaufhellern gegriffen. Fastenbier. Klingt nach Frevel, war aber so abgesprochen mit dem obersten Chef. Dem Papst. Dem hatte man extra eine Kostprobe nach Rom geschickt. Vermutlich mit ein paar Umwegen, denn bei Ankunft in Rom hatte der Gerstensaft sein Mindesthaltbarkeitsdatum empfindlich überschritten. Das Fastenbier kam daher wie eine Erfindung direkt aus der Hölle. Also gerade recht für Büßer. Kann man bedenkenlos in der Fastenzeit trinken, predigte der Papst.

Bier macht übrigens nicht dick.

Aber hungrig.

Ausgerechnet in einer Zeit, in der kein Fleisch auf den Teller soll. Die Mönche standen schon wieder vor einem Problem. Und präsentierten die Lösung: Teigtaschen, gefüllt mit Fleisch. Getreu dem Motto: Was der Herrgott nicht sieht, gibt es nicht. „Herrgottsbscheißerl“ nannten sie ihre kulinarische Erfindung folgerichtig.

Ein paar Jahrhunderte später sind Kirchenaustritte zum Volkssport geworden. Gefastet wird trotzdem. Dank Greta ist unter anderem Auto-Fasten angesagt, also den SUV 40 Tage in der Garage stehen lassen und den Bus zu nehmen. Oder 40 Tage Handy-Fasten.

Das ungarische Staatsfernsehen hatte einst einen interessanten Fasten-Bericht. Die deutsche Stadt Essen habe sich vorübergehend in Fasten umbenannt. Aus Rücksicht auf die in der Stadt lebenden Moslems und ihren Ramadan, hieß es mit Verweis auf ein deutsches Online-Portal.

Große Aufregung.

Der Sender war auf eine Satire-Seite reingefallen.