Kolumnen

Gesichtsbehaarung royal

Lange Zeit trotzt Prinz William mit blank rasiertem Gesicht den Härten des Alltags. Und das, obwohl der Bart und seine Form der männlichen Physiognomie markante Züge wie Stärke, Männlichkeit, Freiheit und Weisheit verleihen soll. William trägt nun einen Dreitagebart.

In einem Buch aus dem Jahre 1797 steht geschrieben: "Wer wollte leugnen, dass unsere Vorfahren mit ihren Bärten weiser scheinen als wir ohne Haare am Kinn?" In Frankreich war der Schnurrbart am Hofe Ludwig XIV. ein Privileg der königlichen Eliteabteilung. Den Ton in der Bartmode gaben dereinst die Herrscher an.

Noch heute zeugen Bart-Bezeichnungen von dieser Vorbildfunktion. Der Henriquatre-Bart, der am Kinn spitz zurechtgestutzte Ziegenbart, machte Furore, obwohl er von Heinrich IV. nie getragen wurde. 

Dann gab es noch den "Schnurrbart" nach Wilhelm II. und den "Backenbart" à la Franz Joseph I., der die Barttracht 1869 für die Armee verfügt, erst dann wird sie zur Mode. 

Da fällt mir eine herrliche Geschichte ein, die sich 1961 zugetragen hat. Auch in der Republik hat sich nichts daran geändert, dass hohe Staatsgäste vom jeweiligen Bundespräsidenten in der Hofburg oder in Schönbrunn empfangen werden, und so ist es auch als John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow in Wien waren. Bundespräsident Adolf Schärf lud zum großen Diner ins Schloss Schönbrunn. Kennedy sitzt während des Essens einem großen Porträt von Kaiser Franz Joseph mit dem eindrucksvollen Backenbart gegenüber. 

Als er dann am Ende des Diners Schönbrunn verlässt, sieht er plötzlich unter den Gästen Präsident Mautner-Markhof mit seinem berühmten Backenbart à la Kaiser Franz Joseph. Da John F. Kennedy den ganzen Abend den Kaiser an der Wand hängen sah, reicht er Mautner-Markhof die Hand und bedankt sich herzlichen bei ihm: "Thank you, very much." So ein Bart macht eben unverwechselbar.