Kolumnen

Fabelhafte Welt: Superpower: 16 Stunden schlafen am Stück

Seit unserer Hochzeit werden der Dottore Amore und ich häufig gefragt, ob wir Kinder möchten. Für Süditaliener hingegen ist selbstverständlich, dass alle Ehepaare Kinder wollen. So ähnlich wie bei den Royals. Wenn Adelige heiraten, fragt auch niemand ob, sondern nur noch wann. Meine Stief-Schwiegermutter vertreibt sich das Warten, indem sie uns Instruktionen erteilt: „Ihr müsst ein Mädchen machen! Ein Mädchen mit seinen schwarzen Locken, grünen Augen und deiner Figur!“ Den essenziellen Ratschlag hat sie uns bisher vorenthalten, und zwar, wie genau man ein Mädchen in der gewünschten Ausführung produziert, wenn man keinen Storch parat hat, der Bestellungen annimmt wie der Fleischer an der Theke. Egal ob wir je Kinder haben oder nicht, egal wie sie aussehen oder nicht – eines Rätsels Lösung kenne ich schon, und zwar, wie sich der Dottore Amore nachts verhalten würde, wenn wir Kinder hätten. Der Dottore und sein Bruder haben eine Art Superpower: Sie können bis zu 16 Stunden am Stück schlafen. Ich weiß nicht, ob das bei allen Süditalienern so ist, aber wenn, dann wäre das die Erklärung für die wirtschaftliche Lage Süditaliens. Seit wir unseren kleinen Hund haben, beobachte ich zudem Faszinierendes: Mein Mann hat sogar einen eingebauten Schlafschutzmechanismus. Einer der vielen Gründe, warum ich ihn geheiratet habe, ist, dass er nie schnarcht und immer kuschelt. Wenn aber der Hund an freien Tagen um 6.45 Uhr ans Bett tritt und zu jaulen beginnt, ertönen neuerdings Geräusche aus dem Rachen meines Mannes, die an den Brunftruf eines Dinosauriers erinnern. Je lauter der Hund jault, desto inniger schnarcht mein Mann, die beiden schaukeln sich solange hoch, bis die Nachbarn klopfen und ich aufstehe. Sollten wir mal Kinder haben, wären mir Geschlecht, Haarfarbe und die Anzahl der Zehen egal: Hauptsache es schläft wie mein Mann.

vea.kaiser@kurier.at