Kolumnen

Fabelhafte Welt: Mein Verehrer

Neulich lud mich mein Verehrer zu seiner Geburtstagsparty ein. Ich weiß, das gehört sich eigentlich nicht für eine verheiratete Frau. Aber ich werde bald 30 und habe das ziemlich starke Gefühl, die Kombination von Alter und Personenstand lässt mich in den Augen der meisten jüngeren Männer zu einer Art Kartoffelsack werden. Was ja ok ist, immerhin bin ich glückliche Gattin, dennoch schadet es manchmal nicht, umflirtet und umschmeichelt zu werden. Ich folgte also der Einladung meines charmanten Verehrers, mit ihm seinen halbrunden Ehrentag zu begehen. Es war zugleich sein erster Halbrunder, denn mein Verehrer wurde fünf Jahre alt. Ich buk ihm eine Regenbogentorte, erstand ihm die gewünschten Bauklötze und begab mich zu der von ihm gewählten Festivitätenlokalität: dem Bogi-Park. Angeblich ist dieser Ort Österreichs größter „Drinnen-Spielplatz“. Kaum, dass ich die Pforten durchschritt, erlebte ich jedoch das Grauen in Reinform. Schreie, Gekreische, Quietschen und mark-erschütternder Lärm betäubten die Ohren, trockene Hitze dörrte die Kehle aus, grelle Farben ließen Blitze auf der Netzhaut zucken und in jeder Ecke harrte ein anderes Folterobjekt. Alle Minderjährigen sausten hingegen quietschvergnügt durch die Gegend und hatten gewaltigen Spaß. Ich kam zu folgendem Schluss: Dieser Ort tarnt sich zwar als eine 5000m² Lagerhalle in der Liesinger Pampa, ist in Wahrheit allerdings der Limbus, der Vorraum zur Hölle. Der Vatikan entschied 2007, dass es die Vorhölle nicht gäbe, doch ich habe sie gesehen! Diejenigen, die reinen Herzens sind, können dort voll Glück spielen, während Sünder gepeinigt werden von Reizüberflutung und Gebrüll. Ich jedenfalls wurde geläutert. Fortan werde ich zuhause beim Gatten bleiben, und nicht mehr auf des Verehrers Geburtstagspartys gehen. Zumindest für die nächsten zwei Dekaden.

vea.kaiser@kurier.at