Fabelhafte Welt: Heiraten beruhigt
Von Vea Kaiser
Vea Kaiser über die Hochzeit meiner Freundin
Vergangenes Wochenende flogen der Dottore Amore und ich zur Hochzeit lieber französischer Freunde nach
Marseille. Wir freuten uns riesig! Denn 1. besucht man keine Hochzeiten lieber als jene, die während der eigenen Verlobungszeit stattfinden, jenem Aggregatzustand des menschlichen Lebens, in dem man den meisten Sinn für Romantik hat. 2. Haben unsere französischen Freunde vor Kurzem ein Rosé-Weingut gekauft. 3. Beruhigte uns ungemein, dass ihre Hochzeit überhaupt stattfand, denn die beiden hatten eine noch sportlichere Planung als wir. Vor drei Monaten wussten sie noch nicht, wo sie heiraten. Vor zwei Monaten bekamen wir die Einladung. Und vor einem Monat hatte die Braut noch nicht einmal ein Hochzeitskleid. Wir wussten, wenn die zwei das schaffen, wird bei uns alles gut. In Marseille lernten wir schließlich, dass eine Hochzeit auch mit einem Mindestmaß an Aufwand funktioniert, solang man das Maximum an Freude und Gelassenheit mitbringt. Alles andere wäre sowieso für die Fische. Marseille ist wie Neapel, wo wir in zwölf Wochen heiraten werden, eine griechische Kolonie, und Chaos ein griechisches Wort. Zunächst stand die Partie vor dem Standesamt herum, und wartete auf den verspäteten Offiziellen. Die Trauung kommentierten alle Gäste lautstark, Passanten liefen rein und raus, Telefone läuteten, im Anschluss fuhr die gesamte Hochzeitsgesellschaft spontan auf das neue Rosé-Weingut, wo wieder alle herumstanden, weil man erst Gläser organisieren musste, ständig gingen Gäste und Gästinnen verloren, zwischendurch auch die Braut, dann der Bräutigam, doch irgendwie und irgendwann fanden sich letztendlich alle an der Feierlocation ein, um ein rauschendes, glorreiches Fest zu feiern. Denn am Ende des Tages ist eine schöne Hochzeit kein Ergebnis monatelanger Organisation, sondern nichts anderes als eine Geisteshaltung.
vea.kaiser@kurier.at