Fabelhafte Welt: Darf ich Pizza?
Von Vea Kaiser
Vea Kaiser über das Leben einer Braut
Ich habe echt Glück. Ich heirate nicht nur den wunderbarsten Mann der Welt, sondern bekomme einen Schwiegervater, dem das beste italienische Ristorante des Landes gehört. Selbiger ist zudem ein eleganter, sehr fescher Herr, was ein gutes Omen dafür ist, dass ich in dreißig Jahren einen eleganten und feschen Gatten an meiner Seite haben werde. Am niederösterreichischen Land, wo ich herkomme, heißt es: Um zu wissen, wie sich ein Welpe entwickelt, muss man ihm auf die Pfoten schauen, und einem potenziellen Ehemann auf den Vater.
Neulich besuchten wir das Ristorante. Vorfreudig hatte ich darüber gegrübelt, ob
Pizza oder Pasta, doch der zukünftige Schwiegervater fragte: „Fisch oder Salat?“ Leise flüsterte ich: „Darf ich auch Pizza haben?“ – „Ja aber“, antwortete der Suocero, „is nix mit Diät?“ Meine Kinnlade klappte fast auf den Tisch, bis sich herausstellte, dass der Suocero nur höflich sein wollte, und aus seiner langen gastronomischen Erfahrung wusste, dass Bräute grundsätzlich alle Diät machen.
Ich war ein wenig verwundert und forschte nach. Eine Designerin erklärte mir schließlich, viele Bräute kauften ihre Kleider ein Jahr vorher, um Zeit zu haben, sich hineinzuhungern, und im Fitnessstudio fiel mir auf, dass die, die am verbissensten trainieren, einen Verlobungsring tragen. Endlich weiß ich, warum so viele Bräute am Hochzeitstag umkippen! Oder wie man einen Nervenzusammenbruch bekommen kann, nur weil der Blumenschmuck nicht pastellrosa sondern blassrosa geliefert wird. Nicht wegen einem Zu-Viel an Emotion, sondern einem Zu-Wenig an Nahrung. Und was macht man dann eigentlich nach der Hochzeit, wenn zum Eheglück der Jo-Jo-Effekt hinzukommt? Nie wieder essen? Heiraten ist das Versprechen, einen Menschen so zu lieben, wie er oder sie ist. Und obwohl er oder sie manchmal isst. In diesem Sinne: Buon Appetito!
vea.kaiser@kurier.at