Kolumnen

Eine Heuschrecke zum Frühstück

Der Kollege verzieht angewidert das Gesicht. Zwischen seinen Schneidezähnen hängt ein Beinchen, das dort definitiv nicht hingehört. Es war Teil der Heuschrecke, die er sich gerade in den Mund gesteckt hat.

Insektenverkostung.

Die Heuschrecke schmeckt nussig, analysiert der Kollege und seziert das Bein, das er mittlerweile aus seinen Zähnen operiert hat. Ein bisschen trocken, findet er – und weiß sich zu helfen. Er greift zur nächsten Heuschrecke, tunkt sie in seinen Kaffee, steckt sie in den Mund. Jetzt verziehen alle angewidert das Gesicht. „Was?!“, fragt er. „Mach’ ich mit dem Nusskipferl auch so.“

Ich verzichte auf Heuschrecken als Nusskipferlersatz. Gegen Lebewesen mit mehr als

vier Beinen hab ich eine Abneigung. Als Nahrung kommen sie für mich nicht infrage. Insektenverkostung hin oder her.

Ich greife zum Mehlwurm. Keine Beine, keine großen Augen. Trotzdem grauslich. Reinbeißen kostet Überwindung.

Dass bereits die alten Römer und Griechen Insekten gegessen haben, beeindruckt mich nicht. Das Römische Reich ist untergegangen, und den Griechen geht es auch nicht so besonders.

Der Insekten-Verkäufer appelliert an mein Gewissen. Für die Produktion von einem Kilo Insekten braucht man zwei Kilo Futter, für einen Kilo Rindfleisch bis zu 16 Kilo. Wer Insekten isst, leistet einen Beitrag zum Klimaschutz.

Also – Augen zu und durch. Geht ja nur durch den Mund ein bissl schwer.

Ich koste.

Ein Buffalowurm schmeckt wie Erdnuss-Snips. Werd’ ich nicht täglich essen. Nicht, dass mir das Klima wurscht ist. Aber Heuschrecken haben auf mein Konto dieselbe Wirkung wie auf ein Maisfeld. Sie fressen es leer.

Ein Kilo Heuschrecken kostet rund 300 Euro. 75-mal so viel wie ein Kilo Schweinefleisch. Ich nehme eine Mini-Packung Würmer. Kredenze sie tags darauf Freunden als Salattopping.

Kommt nicht gut an.

Erst wird gemault, dass der Salat nicht gewaschen ist. Dann gleich das ganze Essen als „Hungersnot-Menü“ abgekanzelt.

Banausen.