Ein besonderer royaler Anlass
Von Lisbeth Bischoff
Es wird ein Geburtstag, wie sie sich ihn nicht vorgestellt hat. Denn vor einer Woche hat sich Michiko bei einem Sturz einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen. Nach erfolgreicher Operation musste sie zur Erholung noch einige Tage im Spital bleiben, konnte aber mittlerweile entlassen werden.
Stets an ihrer Seite seit 66 Jahren ihr Ehemann, der frühere Kaiser Akihito. Michiko Shōda lernt den japanischen Kronprinz Akihito während ihrer Studienzeit an der Universität von Tokio kennen. Bei einer Tennispartie im Ferienort Karuizawa verlieben sie sich. Die Beziehung der beiden stößt auf großen Widerstand bei der kaiserlichen Familie, da Michiko bürgerlicher Herkunft ist.
Offiziell bestätigt wird die Verlobung vom Kaiserlichen Hofamt am 27. November 1958. Letztendlich führt ihre Liebe zur ersten Heirat eines japanischen Kronprinzen mit einer Bürgerlichen. 500.000 Menschen jubeln am Hochzeitstag, dem 10. April 1959, dem Brautpaar zu.
Die Traditionalisten rebellieren und auch Michikos Schwiegermutter, die damalige Kaiserin Kōjun, lehnt Michiko vehement ab. Mit Vorwürfen, nicht die richtige Frau für ihren Sohn zu sein, treibt sie Michiko in die Depression.
Und spätestens bei der Hochzeit ihres Ältesten, dem heutigen Kaiser Naruhito, der die bürgerliche Masako heiratet, versteht man ihre Aussage: Sie versichere, dass von ihr keine Unannehmlichkeiten gegenüber Masako zu erwarten seien.
Und läge da nicht ein Buch mit dem Titel "Nur eine kleine Maulbeere, aber sie wog schwer" vor mir, wären mir wohl die Gedanken von Ex-Kaiserin Michiko verborgen geblieben. Mit ihren Gedichten (übersetzt vom österreichischen Japanologen, Peter Pantzer) setzt sie die Tradition der japanischen Dichtkunst der Frauen am Kaiserhof fort.
Ihre Poesie-Schöpfungen geben Einblick in ihr Seelenleben. Und sicherlich habe nicht nur ich mich beim Durchlesen gefragt, wie in so kurzen Gedichten so viel Poesie enthalten sein kann.