Diplomatie in Nöten
Von Lisbeth Bischoff
Es geschah in jüngster Zeit, dass alle Ministerpräsidenten Australiens die Teilnahme an den offiziellen Begrüßungsfeierlichkeiten anlässlich des Besuches ihres Staatsoberhauptes Charles III. abgesagt haben.
Bev McArthur, Sprecherin der pro-royalen "Australian Monarchists League": "Alle Premierminister und Minister haben unserem Monarchen, Charles III., die Treue geschworen und es ist eine monumentale Beleidigung, dass sie ihm jetzt in die freundschaftlich ausgestreckte Hand spucken."
Auch nicht die Hand gereicht haben Gäste der spanischen Thronfolgerin Leonor anlässlich eines Empfanges im Königspalast. Neben dem elegant gekleideten Königspaar sorgt Leonor in ihrer militärischen Ausgehuniform für Verwirrung. Viele halten sie für ein Mitglied des Sicherheitspersonals und gehen an ihr grußlos vorbei. Die 18-Jährige reagiert diplomatisch und lächelt den Fauxpas einfach weg.
"Mit Diplomatie zum Sieg" dürfte wohl das Motto sein, nach dem die Infantin gehandelt hat. Unerreichbar in Sachen Diplomatie war Queen Elizabeth II. "Die diplomatische Wunderwaffe" sorgt mit Symbolen für nonverbale Botschaften. Als die Queen zur Parlamentseröffnung 2017 statt Krone Hut trägt, der stark an die EU-Flagge angelehnt und für viele Beobachter ein Bekenntnis zur EU ist, glaubt bis heute niemand so recht an einen Zufall.
Nicht unerwähnt darf ein Satz bleiben, der zur Königsklasse der Diplomatie zählt: "Es war sehr schön, es hat mich sehr gefreut." Diese nichtssagende Floskel wurde von Kaiser Franz Josef angeblich verwendet, nachdem Eduard van der Nüll, ein Architekt der Wiener Staatsoper, 1868 Suizid begangen hat. Das Gebäude war von vielen – auch vom Kaiser – kritisiert worden.
Und die Kunst der Diplomatie beschreibt die 2002 verstorbene Queen Mum am besten: "Diplomatie heißt, den Kuchen so zu teilen, dass die anderen mit den Krümeln zufrieden sind." Wohl bekomm’s!