Kolumnen

Die Regentenrolle

Trotz der eiskalten Nacht strömen die Norweger am 17. Jänner 1991 zum Stadtschloss in Oslo, um sich von ihrem soeben verstorbenen 87-jährigen König Olav V. zu verabschieden. Mit den mitgebrachten Kerzen formen sie das Wort "TAKK" (DANKE) auf dem Boden. Ein unvergessenes Bild. 

König Harald erinnert sich später, dass er zunächst gar nicht reagierte, als der Leibarzt, der zuletzt bei seinem Vater war, ihn dann automatisch mit "Majestät" angesprochen hatte. Er kannte für sich nur die Anrede "Königliche Hoheit", da er bereits als "Kronprinzenregent" schon monatelang die Amtsgeschäfte seines Vaters übernommen hatte. 

Vier Tage nach dem Tod seines Vaters legt König Harald V. den Eid auf die norwegische Verfassung im Parlament ab. Seine Ehefrau Sonja ist an seiner Seite. 1959 lernt der damals 22-jährige Kronprinz die gleichaltrige, bürgerliche Sonja bei einem gemeinsamen Freund kennen.

"Es war einfach nicht möglich, was da geschah, aber keiner von uns konnte etwas dagegen tun", sagt Harald. Doch Haralds Vater, König Olav, pocht auf eine standesgemäße Heirat, ansonsten wäre die Monarchie am Ende. Doch Harald gibt seine Liebe nicht auf. Das Paar hält seine Beziehung neun Jahre geheim. Unterstützt wird es dabei vor allem von Sonjas Mutter, Dagny Haraldsen.

Papa Olav V. gibt den Widerstand auf und es kommt zur Hochzeit. "Ich liebte Sonja, aber ich hatte auch ein schlechtes Gewissen gegenüber meinem Vater und gegenüber Norwegen. Ich tat etwas Falsches, etwas, was ich nicht tun sollte", so Harald. Der Kronprinz entschied sich für die Liebe und Königin Sonja erfreut sich beim Volk großer Beliebtheit.

 Am 21. Februar wird König Harald 87 Jahre alt. Eine Abdankung kommt für ihn nicht in Frage. Nur aus gesundheitlichen Problemen lässt er sich von seinem Sohn Haakon vertreten. Er lebt nach dem Motto seines Großvaters: "Ein König ist entweder gesund oder tot."