Der letzte Umzugskarton
Da, wo ich seit 30 Jahren lebe, ist einmal im Jahr Umzug. Faschingsumzug. Nach nunmehr sieben Übersiedlungen kommt es mir so vor, als würde auch ich einmal im Jahr einen Umzug veranstalten. Nicht im Narrenwagen, sondern im Übersiedlungswagen – der Unterschied ist nicht immer mit freiem Auge erkennbar. Allerdings marschiert bei meinen Umzügen nicht der winkende Bürgermeister mit Narrenkappe und Narrencape voran. Er sperrt auch nicht die Straße für meinen Umzug.
Das Publikum aber zeigt sich ähnlich amüsiert. Gestern beim Bäcker: „Ah, du bist übersiedelt! Und Daria wohnt jetzt wieder hier ums Eck ...“ – Keine Ahnung, woher die das wissen, aber unser Narrenumzug am Freitag im strömenden Regen dürfte sich herumgesprochen haben.
Im Schuhgeschäft gegenüber haben sie gleich den Jackpot mit den Hundekeksen geöffnet. Daria durfte alle aufessen. Als der Pot leer war und keine Tischlein-deck-dich-Funktion hatte, schaute Daria so mitleiderregend drein, dass ihr die nette Verkäuferin unauffällig noch eine Handvoll zusteckte. Wir müssen jetzt einmal täglich Schuhe kaufen. Und Gebäck. Denn Daria schlägt den Weg dorthin ein, wo es am besten schmeckt.
Daria stellt klar: „Ich komme mit“
Außerdem ist sie der Meinung, dass sie sich wegen der anstrengenden Übersiedlung jede Menge Belohnung verdient.
Und nein, wir haben sie nicht zum Maultier umfunktioniert. Sie hat beim Schleppen nur zugeschaut. Aber das strengt einen Beagle mächtig an. Denn schon das Packen eines einzige Koffers stresst Daria, weil sie dabei ständig aufpassen muss, dass niemand ohne sie verreist. Wie sich das Packen von 50 bis 100 Kartons auf die fragile Hundeseele auswirkt, kann man nur erahnen.
Mit jeder Kiste stellt sie sich erneut die Frage: Vergessen die mich eh nicht? Sicherheitshalber legte sich Daria mitten ins Vorzimmer, um nicht übersehen zu werden. Das machte das Schleppen zum Hürdenlauf. Als die letzte Kiste mit Hundeleinen, Hundespielzeug, Hundedecken und Hundezahnbürste neben ihr stand, war Daria zufrieden. Das konnte nur heißen: „Ich komme mit.“ Und weil wir unlängst gelesen haben, dass ältere Hunde immer weniger gut mit Veränderung umgehen können, hier ein Versprechen: Kein weiterer Umzug geplant.