Kolumnen

"Denn sterben müssen alle Leuth"

Als 1784, vor 240 Jahren, Joseph II. die Begräbnisordnung reformiert, regt sich Widerstand in der Bevölkerung. Durch das verordnete Sparprogramm fürchten sie, dass ihnen die "schöne Leich" und die "Pompfüneberer" genommen wird. 

Bislang lässt man sich bestatten, wo man sich in guter Gesellschaft wähnt, auch wenn es dort keinen Platz mehr gibt. Der "Wildwuchs" wird abgeschafft und alle Friedhöfe aus den Städten verbannt. Die Verwendung eines eigenen Sarges (aufgrund der Holzknappheit) ist sofort verboten, Leihsärge müssen von den Gemeinden bereitgestellt werden. 

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat das Bürgertum genug vom "Sparbegräbnis" und ahmt den Adel nach, der prunkvolle Trauerfeiern – eben eine "schöne Leich" -inszeniert. 

Typisch für die Adeligen ist, dass ihr Körper im Allgemeinen nicht der Erde übergeben wird. In die Erde kommt der gewöhnliche Mensch.

Die Zeremonien beim Tod geraten oft zur Selbstdarstellung des Königreiches. Das Ritual der Einbalsamierung in Verbindung mit einer separaten Aufbewahrung von Herz und anderen Innereien, wie es bei den toten Habsburgern üblich ist, gibt dem Adeligen den Schein des Unsterblichen.

Die Kapuzinergruft, auch Kaisergruft genannt, ist seit 1618 eine Begräbnisstätte der Habsburger und Habsburg-Lothringer in Wien. Auch Kaiser Franz Joseph ruht in der Kaisergruft. Bereits zu Lebzeiten sorgt er für Legendenbildung - nicht zuletzt auch durch seine Frau, Kaiserin Elisabeth, die unter ihrem Kosenamen Sisi Berühmtheit erlangt. 

Hautnah bei royalen Begräbnissen dabei sein ist keine Erscheinung unserer Zeit, das war schon zu Zeiten von Kaiser Franz Joseph so. Findige Geschäftemacher vermieten ihre Wohnungen, die gegenüber der Kapuzinergruft liegen: Große Fensteröffnungen, Logen mit 5 bis 7 Plätzen á 500,-- Kronen und á 1.000,-- Kronen, also je nach Qualität der Aussicht.