Kolumnen

Chaos de Luxe: Eingeparkt in der Vorurteils-Garage

Fakten-Drama! Es ist tatsächlich so, dass viele Frauen einer gewissen Schicht von ihren Männern zu Gunsten rund 20 Jahre jüngerer Yoga-Lehrmeisterinnen verlassen werden. Bei abtrünnigen Arztgatten schlägt dann verstärkt die Krankenschwester zu. Ich habe überhaupt nichts gegen beide Branchen, dennoch ist es wegen der Häufigkeit ein solches Klischee und genau deswegen auch so lachhaft. Durch seine Wiederholbarkeit wird ein Klischee zu einem Vorurteil. Und Vorurteile dienen der Ökonomie der Seele; denn aus Vorurteilen wachsen Meinungen, die man dann bei jeder Gelegenheit, ohne viel zu grübeln, aus der Schublade ziehen kann. Meine Freundin Z wäre glücklich, wenn ihre Ehe durch so eine klischeeaffine Sonnengrüßerin zerbröselt worden wäre, aber sie musste es wirklich persönlich nehmen: Ihr Kurti hatte sie verlassen, weil sie kein Mann war. Der bezaubernde Gatte hatte sich jetzt schon heimlich den dritten Vorturner im Fitness-Center am Stück reingepfiffen, wovon ein aufregender SMS-Verkehr Zeugnis gab. Unter den Vorturnern waren wegen Kurtis Entscheidungsschwäche echte Eifersuchtsdramen ausgebrochen. Außerdem hatte Kurti Z gestanden, dass er noch vor der gemeinsamen Hochzeitsnacht vor 13 Jahren unter Tränen von Eddie, dem Landschaftsarchitekten seines Herzens, Abschied genommen hatte. Mit zunehmendem Alter, so gestand er weiter, nehme sein Faible für Männer allerdings oberhand. Mir erschien schon immer verdächtig, dass Kurti so ein Opern-Freak war, der wie ein Gott kochte und etwas zu laut gekleidet war. Auch wieder so ein verfluchtes Klischee, das sich durch die Häufigkeit seines Auftretens in meiner Vorurteils-Garage eingeparkt hat. „Warum hast du mich dann überhaupt geheiratet?“ hatte Z den uferübersetzenden Kurti unter Tränen gefragt. Seine Antwort lautete: „Weil mich kein Mann gefragt hat.“ Frech auch noch.

Pollys „Nymphen in Not“: am 1., 8. und 15. November im Wiener Rabenhoftheater.

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