Chaos de Luxe: Die Sache mit Udo
Von Polly Adler
Polly Adler über Musen- und Groupiestaus
Es war immer ein Vergnügen,
Udo Jürgens interviewen zu dürfen. Tatsächlich zählte Jürgens zu jenem Typ Mann, den Dorothy Parker so beschrieben hatte: „Er war wie geschaffen zur Belästigung.“ Klar streiften wir in unseren Gesprächen auch den Themenblock Faninnen, Groupies und das ganze Tralala. Einmal mussten sogar vor einem Konzert Entschärfungsteams geordert werden, weil eine Unerhörte mit Talent zur Pathologie eine Bombendrohung deponiert hatte. Was den Anbahnungverkehr betraf, schwor Jürgens: „Ich habe nie einer Frau aufs Knie gegriffen, es war immer umgekehrt.“ Kein Zweifel. Denn es ist immer wieder furchterregend mitanzusehen, wie kommentarlos Frauen ihre Hemmungen in den Container für Sinnlosigkeiten aller Art werfen, wenn sie einen Mann mit den Trophäen-Koordinaten berühmt und megafesch ins Fadenkreuz nehmen. Tschüss #metoo, hallo #heyyou. Mein Freund, der Malerfürst, hat nach jeder Vernissage einen Musenstau, dass die Tür nicht mehr zugeht. Trotz seines reifen Alters dürfte seine sexuelle Kondition noch im Fünfstern-Bereich navigieren, denn er geht nie alleine nach Hause. Will aber unter gar keinen Umständen am Morgen danach gefragt werden, wie er sein Frühstücksei möchte. Oder gar den Beziehungsstatus bemurmelt wissen, à la „Du, was ist das jetzt eigentlich für dich?“ Das fürstliche Liebesmotto: „Mein Viagra ist die Abwechslung.“ Besteht noch eine sanfte Chance, dass er vor dem Rollator einen Zwischenstopp in der Erwachsenenwelt einlegt, will ich wissen. Seine Antwort: „Als Kind sagte ich zu meiner Mutter: Mama, wenn ich erwachsen bin, möchte ich Künstler werden. Sie sah mich nur lange an und sagte dann: Liebling, beides geht nicht – du musst dich für eines entscheiden.“ Ich kannte die Story schon. Es war sein Standard-Eisbrecher bei der Musen-Beschaffungspolitik. Quasi eine Präventiv-Entschuldigung für späteres schlechtes Malerfürsten-Benehmen. Das so sicher kommt wie sonntags „Tatort“.
Herzlos, aber schlau.
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