Kolumnen

Chaos de Luxe: „Alles kein Problem….”

Polly Adler über Multikulti-Mühen

Also, ich bin total multikulti. Ehrlich. Und jederzeit bereit in die Offensive zu gehen, wenn so ein rostiges Wienerherz kommt mit „Oiso, i brauch s’ net“, „Ma heart ja ka deitsches Wort mehr in dera U-Bahn“ oder „Na freilich, no a Kind. Und no ans. Und mir, mir zohlen des ollas.“ Am aggressivsten sind meistens die Einheimischen, die günstigst gefördert wohnen und acht Kuren hinter sich haben. In Kaisermühlen gibt es die besten Läden: den bulgarischen Gemüsehändler, den türkischen Fischhändler, gleich daneben den Handyladen mit den coolen Orient-Jungs. Mein Akku hatte gerade ein kleines Burnout. „Überhaupt kein Problem ... in 45 Minuten fertig ...“, sagt der Chef. Als ich nach zwei Stunden kam, war das Handy mausetot. Ich bekam ein Ersatz-Gerät. Alles kein Problem, (vorwurfsvoll) noch nie passiert, nie! Am nächsten Tag konnte man zwar wieder telefonieren, aber nur mit Lautsprecher, die Kamera und vieles andere hinüber. Ich merkte noch höflich, aber mit zitterndem Unterton an, dass man sich schleunigst etwas überlegen solle. Ein Fehler. Denn der Chef konnte mir jetzt partout nicht verzeihen, dass in seinem Laden meine Software ruiniert worden war: „Sie sind schon mit alles kaputt gekommen. Und jetzt raus!“ Von so einer Tussi wollte er seine Kompetenz nicht angezweifelt sehen. Ich flüchtete, denn ich bekam Angst. Und jetzt dachte ich etwas, wofür ich mich eigentlich geniere: „Macho-Mufti, aufgeblasener, mit deinem Mittelalter-Frauenbild!“ Das war total rassistisch und lief mir contre coeur, wie elegante Menschen zu sagen pflegen, vielleicht war ja der Mann hochgebildet und Feminist. Aber manchmal ist man einfach doch kleiner, als man denkt. Mir fiel die Literatur-Legende Hans Weigel ein, der einmal sagte: „Wenn mir ein Mensch absichtlich auf den Fuß steigt, sage ich nicht: So ein Antisemit, sondern einfach nur: Was für ein Volltrottel!“ Dorthin muss man kommen.

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