Kolumnen

Breitensport unter Gärtnern: Schnecken checken

Meine Eltern hatten früher eine kleine Frühstückspension. Sommergäste lagen auf quietschbunten Sonnenliegen im Garten, abends besetzten sie die Wohnzimmercouch. Zumindest wenn Dallas im Hauptabendprogramm lief. Diese Zeiten sind vorbei.

Dallas wird nicht mehr wiederholt, und wir haben jetzt Tagesgäste im Garten, die beim Nachbarn nächtigen. Sie stammen ursprünglich aus Südostasien, eroberten um 1850 Europa und haben sich dann vor allem in England breitgemacht.

Laufenten.

Paula und Paul haben Anfang des Jahres einen Luxusstall bezogen, den ihnen der Nachbar nebst seiner Terrasse aufgestellt hat. Aus purem Eigennutz. Er hatte gelesen, dass so ein Laufentenpaar ein 1.000 Quadratmeter großes Grundstück problemlos schneckenfrei hält. Das hat für ihn nach einem Deal geklungen: Enten füttern statt Schnecken checken.

Offenbar gab es dann aber ein gröberes Kommunikationsproblem. Die Enten haben verwechselt, auf welchem Grundstück sie aufräumen sollen. Oder ihnen ist das Futterangebot auf der anderen Seite des Gartenzauns schlicht attraktiver erschienen.

Was ja nichts wie menschlich ist. Jedenfalls sind sie zu uns gewatschelt – aufrechter Gang, Laufschritt, immer den Schnabel offen. Wie britische Eroberer. Unseren Garten sehen sie längst als ihre Kronkolonie an. Zudem haben sie meine Eltern zu untertänigen Butlern erzogen, die eilig mit frischem Wasser angelaufen kommen, sobald einer der Herrschaften danach quakt.

Tonangebend ist Paula. Sie schnattert drei Mal so laut wie der Erpel und das den ganzen Tag. Alles wie beim Menschen, sagt mein Vater.

Paul hält sich dezent im Hintergrund. Er ist ein Gentleman. Wie Prinz Philip, der seit 70 Jahren stets drei Schritte hinter der Queen her zockelt, bemüht, ihr nicht die Show zu stehlen.

Enten-Eier eignen sich übrigens hervorragend für flaumige Kuchen. Meine Mutter hat einen für den Nachbarn gebacken. Er soll auch etwas von seinen Enten haben.