Kolumnen

Beatrix war nie Königin

Es ist ein trüber Montagmorgen, der 31. Jänner 1938, als Prinzessin Beatrix Wilhelmina Armgard, erstes Kind von Königin Juliana und ihrem Prinzgemahl Bernhard, das Licht der Welt erblickt. Beatrix bedeutet „die Glückbringende“.

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs flieht die Familie vor der Besatzung durch Nazi-Deutschland und lässt das Volk allein – ein Skandal. Im Mai 1945 kehrt Beatrix mit den Eltern und mit den drei jüngeren Schwestern aus dem Exil in die Niederlande zurück. Die Lehrjahre der Thronfolgerin sind erfolgreich: „Trix“ ist promovierte Soziologin und Staatsrechtlerin.

Es ist Liebe auf den ersten Blick, als sich die Kronprinzessin Beatrix der Niederlande und der deutsche Diplomat Claus von Amsberg zum ersten Mal treffen. Doch Mama Juliana mag ihn nicht und fragt heimlich bei seinen Vorgesetzten im Bonner Außenministerium nach, wie denn die Chancen auf seine Versetzung ins Ausland, fernab von Europa, stünden. Sie erhofft sich dadurch, dass die Liebe wegen der Distanz einfach einschläft. Als Beatrix davon erfährt, tritt sie aus Protest gegen ihre Mutter in einen dreitägigen Hungerstreik. Juliana lenkt angesichts dieser unerschütterlichen Liebe ein. Die Hochzeit am 10. März 1966 wird von starken Misstönen begleitet. Wie kann Beatrix nur einen ehemaligen deutschen Wehrmachtssoldaten heiraten! Das verletzt die Gefühle vieler Niederländer.

Auch bei der Inthronisation von Beatrix am 30. April 1980 kommt es zu Protesten und Straßenschlachten. Die Demonstranten mokieren sich über die Verschwendungssucht der Royals. Kurios übrigens: Die Verfassung der Niederlande kennt zwar die weibliche Thronfolge, hat aber keinen Begriff für „Königin“. Egal, ob Mann oder Frau, der Titel lautet „Koning“.
Für Königin Beatrix ist der Lawinenunfall ihres Sohnes Friso nach dem Tod ihres Mannes ein Schicksalsschlag zu viel. Sie dankt am 30. April 2013 ab.

Sie wird zu Prinzessin Beatrix und zu einer royalen Marke. „Frau König“ wird am kommenden Sonntag ihren 83. Geburtstag begehen – und das ganz ohne jedes protokollarische Aufsehen.