Auto aus dem Drucker
Mein erstes Auto war ein Mercedes 190D. In jagdgrün gehalten, mit einem Lenkrad so groß, wie das Steuerrad der Titanic, die Sitze mit Lammfell bezogen. In den Wintermonaten musste ich Traktorengewichte in den Kofferraum legen, um meinen Mercer (landläufig richtig ausgesprochen: „Mörsa“) halbwegs auf der Straße halten zu können. Damals vertrug sich ein Hinterradantrieb mit Schnee nicht so gut.
Die Damenwelt zeigte sich zu meiner großen Enttäuschung von meinem Auto mit Stern nicht sonderlich beeindruckt, was vermutlich weniger an dem Fahrzeug selbst, als an dem Lammfell gelegen haben muss. Nur ein Mädel, das es aus beruflichen Gründen von Russland nach St. Pölten verschlagen hatte, gondelte mit mir gern durch die Landeshauptstadt. „Spasibo, danke Jochhannnes“, gurrte sie zufrieden, wenn ich wieder einmal Taxler für sie spielen musste.
Unser zartes Band der Liebe durchschnitt sie just zu dem Zeitpunkt, als ich auf einen Volkswagen Kombi umstieg. Der hatte die ungute Angewohnheit, dass er sich während der Fahrt plötzlich abschaltete. Strom aus, Motor aus, ob Tempo-30-Zone oder Autobahn war ihm dabei völlig egal. Dennoch hatte der Wagen einen unschlagbaren Vorteil, der mir während des Studiums im Burgenland viele Pluspunkte bei den Kollegen einbrachte: der Kofferraum. Denn dieser eignete sich hervorragend für größere Lieferungen von Bier und Wein.
Autos sind für mich Gebrauchsgegenstände. Ich bin keiner, der sich sonntags an der Tankstelle ausgiebig der Felgenpflege hingibt und ich streichle ihnen nicht zärtlich über die Motorhaube. Aber ich verbinde mit ihnen Geschichten, Dramen, Liebe und viele Stunden, in denen ich mir „Salon Helga“ im Radio anhörte und dabei vor Lachen weinen musste.
Kürzlich habe ich gelesen, dass es schon Pkw gibt, die zum größten Teil aus dem 3D-Drucker kommen. Nur das Fahrgestell, die Sitze und die Fenster können nicht gedruckt werden. Wäre noch interessant, wie das mit den Sitzbezügen so ist. Dann wäre es eine Überlegung wert.
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