Aufruhr im royalen Land
Von Lisbeth Bischoff
Mitten in der Corona-Krise, am 15. März 2020, ergreift der spanische König Felipe drastische Maßnahmen nach einem neuen Skandal um seinen Vater, Alt-König Juan Carlos.
Felipe werde auf das Erbe, das ihm später zustehen würde, verzichten, teilt das Königshaus überraschend mit. Zudem werde Juan Carlos das Gehalt gestrichen, immerhin rund 194.000 Euro jährlich.
Die Zeitung "El Mundo" schreibt: „Felipe bricht die Verbindungen zu seinem Vater ab.“ Der Hintergrund sind Justizermittlungen gegen Juan Carlos, der ein millionenschweres Schmiergeld kassiert haben soll. Es geht um Konten in der Schweiz, eine Überweisung von 100 Millionen Euro des saudischen Königs 2008 und die Frage, ob der Bau einer Schnellbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium dadurch begünstigt wurde.
Laut der britischen Zeitung "The Telegraph" soll Felipe dabei als zweiter Begünstigter einer Offshore-Stiftung auftauchen. Davon distanziert sich das Königshaus deutlich. Andeutungen über diesen Skandal finden sich auch in dem kurz zuvor erschienen Buch „Letizia, la reina impaciente. Qué significa ser reina en el siglo XXI“? („Letizia, die ungeduldige Königin. Was bedeutet es, im 21. Jahrhundert Königin zu sein?“).
Der Autor Leonardo Faccio sieht sein Werk als das vollständigste biografische Profil, das unter Mitwirkung von Letizias Vater, Jesus Ortíz, ihrer Tante Henar Ortíz und Letizias Cousin David Rocaslano entstanden sein soll.
Der Cousin ist es auch, der sich laut „El Español“ über die angebliche Verwicklung des Königspaares in fragwürdige finanzielle Machenschaften äußert: Der einzige Unterschied zwischen Felipe und seinem inhaftierten Schwager Iñaki Urdangarin wäre, dass der Regent vorsichtiger vorginge.
Auch an Letizia selbst lässt er kein gutes Haar: „Für mich ist sie nicht mehr meine Cousine; wenn morgen in den Zeitungen erscheint, dass die Königin gestorben ist, ist mir das gleichgültig.“