Ähh . . . Ding...
Man wirft heute den Kids – nicht ganz zu Unrecht – Sprachverknappung, Wortschatzschwund samt Dodelsprech vor und dass wir in einer Zwischeneiszeit der Homonyme leben. Denken wir nur an die drei Fundamental-Adjektive cool, geil und –vielleicht das verstörendste – stylish. Und an ihre Steigerung durch ur-, mega und im Fall von geil an die Bildung des Superlativs durch die Voranstellung des Hauptwortes Affentitten-, so scheint ein Beweis des Sprechverfalls schlüssig.
Man vergisst dabei jedoch das österreichische Monster-Homonym DING. Das Substantiv „Ding“ wird hier zum Rhetorik-Joker für alles und jedes. „Vorige Woche hab ich den...Ding...troffen...den...no wie haßt a...“ „Gestern habns wieder das Lied doda...dieses...Ding...im Radio g’spielt...“ „No, da war was los, die ganze...Ding...war da...“ „Harrgott, wo ist denn wieder die...Ding...hinkommen..?“ „Ding“ steht gewissermaßen für – Gewünschtes bitte einsetzen – und lässt in der Kommunikation alles offen und öffnet verbaler Beliebigkeit Tür und Tor. „Ding“ ist bei Wortverlust viel verbreiteter als das ebenfalls populäre Äääähh, kulminiert aber immer wieder bei semantischem Totalschaden in ein...ääähh...Ding...
Eine der schwerstwiegenden aber auch der schönsten Verdinglichungen ist es, wenn es an die Stelle eines Eigenschaftswortes tritt, um ein ganzes Universum an Emotionen zu eröffnen: „Ich war derartig...ding...das kann man keinem Menschen sagen.“ Oder auch als Verunglimpfung eines Nebenmenschen: „Geh, der ist doch schon ganz...ding...“ Auch zur Vermeidung unschöner Vulgärsprache muss es herhalten: „Also, der kann mich doch...ding...kreuzweis.“ Weiterführende Hinweise finden Sie im Buch der Wandlungen, dem weltberühmten „I Ding.“