Adventkalender mit bunten Bildern waren gestern
Von Simone Hoepke
Adventkalender gab es schon im 19. Jahrhundert. Ich weiß das, hab es schließlich eben erst gegoogelt. Eine der frühen Varianten war mehr was für Konsumverweigerer: 24 Kreidestriche an der Wand, jeden Tag durften die Kinder einen ausradieren.
Das Patenkind schaut ungläubig bis schockiert. Er hätte lieber den Ninjago-Kalender oder einen mit viel Schoko drin. Ok, überredet.
Ich eile. Dreh das Tablet auf, verlaufe mich in einem Dschungel von Angeboten. Kapituliere. Letztlich bastel ich selbst einen Kalender, wickle Schoko in 24 Päckchen, hänge sie an einen Ast. So wie früher. Das ist mein kleiner Protest gegen die aufstrebende Adventkalender-Maschinerie.
Die Industrie hält für jeden den passenden Kalender parat. Selbst für Buddhisten. Hinter jedem Türchen wartet eine Räucherkerze. Man muss sie nur anzünden, schon duftet es nach Weihnachtsbäckerei, Glühwein, Tanne oder Weihrauch-Myrrhe.
Mag nicht jeder.
Manche bekommen Kopfschmerzen. So wie Übermotivierte vom Likör-Kalender, wenn sie am Krampus-Tag schon alle 24 Fläschchen gekippt haben.
Wer will, kann sich selbst oder den Partner vor Weihnachten aufputzen wie einen Christbaum. Mit Kalendern voller Kettchen und Anhänger.
Oder doch den Erotik-Kalender bestellen (den der Zusteller garantiert beim Nachbar abgibt, hoffentlich wenigstens in diskreter Verpackung).
Es gibt aber auch Kalender mit Salz, Pfefferkörnern, Chili-Sorten oder Porridge (früher hätte man Haferbrei gesagt, klingt aber nicht so cool).
Für Auto-Freaks gibt es einen Porsche zum Zusammenbauen. Hinter jeder Tür ein neuer Teil, am 24.12. steht die fertige Kiste unter dem Christbaum. Halt nur im Maßstab 1:43 aber mit mitgelieferten „Sound-Modul“.
Ein Schokohersteller hat einen Kalender für Pärchen auf den Markt gebracht. In Form von zwei Herzen. Weil dem Schoko-Macher nicht entgangen ist, dass sich um Weihnachten viele Paare endgültig zerstreiten, kann man die Herzen auch leicht voneinander trennen.
Nur für den Fall, dass heuer einer auszieht.