Abdrehen
Von Andreas Schwarz
Unlängst, eine Anruferin kann ihre Fassungslosigkeit, um nicht zu sagen Empörung kaum verhehlen: „Ich hab’ versucht, Dich zu erreichen, aber Du hast Dein Handy abgedreht gehabt.“ An einem Sonntag. Spätmittags. Abgedreht. Ehrlich. Einfach so. Unerhört!
In Zeiten der ständigen Erreichbarkeit bzw. der Erwartung, ständig erreichbar zu sein, ist der Ausschaltknopf so etwas wie ein Strohhalm nach Frischluft. Denn ist das Handy an, wird, wenn man abhebt, nicht gefragt, ob gestört wird, sondern munter drauflos geplaudert – Motto: hallo, hätt’ er halt nicht abgehoben, wenn’s nicht geht.
Der Autor dieser Zeilen hob vor Jahren, stets erreichbar, auf einer Autobahntoilette auf dem Weg in die Ferien ab, Wilhelm Molterer war dran, und die Frage an den Anrufer „Wollen wir im Detail reden, wo ich grad bin?’“ hing in der Luft. Es wurde dann nur ein „Ich ruf’ gleich zurück.“
Seither wird abgedreht. Gnadenlos, wann immer es geht. Beim Molterer weiß ich nicht, aber hier.
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