Wer hat nun was neu angezogen?
Von Heinz Wagner
Iris hält den Kindern in dem gemütlichen wohnzimmerartigen Raum hier in der Währinger Klostergasse (Therapiezentrum Gersthof) Stoffsackerl entgegen. Der Reihe nach ziehen Yunes, Marek und Mara Dinge heraus, legen sie vor sich hin, manchmal schon begleitet mit „das ist ein Kreis“ oder „blau“, „rot“... Kiril zeigt sich noch ein wenig schüchtern und lässt lieber seine Mutter für ihn etwas herausfischen, später wird er Schritt für Schritt sich mehr (zu)trauen.
Die Kinder benennen die Farben und Formen und, dass manche größer sind als andere. Ausgehend von den beiden Formen auf Kärtchen, die die Kinder vor sich auf den Boden legen, erforschen sie nun den ganzen Raum nach ebensolchen Formen. Sie finden das Tischchen oder Blumentöpfe, den Ventilator und Bilder an der Wand. Manche der Dinge benennen die ganz jungen Kinder – stets auf Deutsch.
Zuvor haben sie einander – und die Kursleiterin – schon mit „hallo“ begrüßt, samt einem Winken mit der Hand und einem anschließenden gemeinsam gesungenen Begrüßungslied.
Der lustvolle, spielerische Deutschkurs für Kinder, die mit mehreren Sprachen aufwachsen, ist Folge der Nachfrage in der Elternberatung für mehrsprachige Erziehung des Vereins LinguaMulti. Diesen hatte die dreisprachige Literatin Zwetelina Ortega vor vier Jahren gegründet hat.
Kleingruppe
Hier in dieser oben beschriebenen Runde bringen die vier Kinder neben Deutsch noch Englisch, Spanisch, Arabisch, Bulgarisch und Lingala mit. Eltern, die ihren Kindern bewusst ihre Familiensprachen mitgeben wollen, haben nach Deutschkursen gesucht, um die Sprache des (neuen) Heimatlandes möglichst früh zu festigen – in einem Ambiente, das die anderen Sprachen nicht abwertet, sondern für gleichwertig schätzt.
Angeboten werden Kurse für Kleinkinder (Toddlers, 2 bis 3 Jahre), Kindergartenalter (4 bis 5 Jahre) sowie Vorschule (Preschool, 5 – 6 Jahre) in Kleingruppen von allerhöchstens sechs Kindern. Gelehrt und gelernt wird spielerisch möglichst mit allen Sinnen und orientiert darauf, die Sprache in alltägliche Situationen und Begebenheiten einzubauen. Und natürlich ohne Druck, fügt Kursleiterin Iris Schimpelsberger, gelernte Elementarpädagogin, zur Beschreibung des pädagogischen Settings hinzu.
Gewand ist natürlich ein wichtiger Bestandteil des Alltags. Und so wird die Benennung von Kleidungsstücken gleichzeitig zu einem Schau-Genau-Spiel. Ein Kind verkleidet sich. Davor schauen die anderen ein, halten ihre Augen zu, um dann erstens zu erkennen, welche Kleidungsstücke dazu gekommen sind und die deutschen Begriffe dafür zu sagen.
Die ab 9. Oktober beginnenden Kurse umfassen jeweils 15 Einheiten und bewegen sich preislich im Bereich vieler anderer Freizeitkurse (269 €). In den Weihnachtsferien wird es übrigens einen dreitägigen Intensivkurs (drei Stunden/Tag) geben.