Wissen/Gesundheit

Unbemerkt verschluckt: Zahnstocher bringt Mann in Lebensgefahr

Ein einfacher Zahnstocher wurde einem jungen Mann zum Verhängnis. Der 18-Jährige hatte den kleinen Spieß versehentlich verschluckt, wie Mediziner in einem aktuellen Fallbericht im The New England Journal of Medicine schildern.

Mit Sandwich geschluckt

Durch den Verzehr eines Sandwiches war der zweieinhalb Zentimeter lange Holzspieß in den Körper des Mannes geraten und durch weite Teile seines Verdauungstraktes gewandert – ohne Schaden anzurichten. Schließlich perforierte der Stocher jedoch die Darmwand und eine Arterie, wodurch Bakterien in den Blutkreislauf gelangten. Zudem löste der Stocher schwere innere Blutungen aus.

Knapp drei Wochen lang litt der Profisportler, zu dessen Identität keine näheren Angaben gemacht wurden, an quälenden Unterbauchschmerzen, Übelkeit, Durchfall und hohem Fieber. Seinen behandelnden Ärzten gaben die Symptome Rätsel auf. Durch Antibiotika und Infusionen besserte sich der Zustand des Mannes nur kurzfristig. Auf Röntgen- und Blutbildern erkannten die Mediziner nichts Auffälliges.

Bei Darmspiegelung entdeckt

Bei einer Darmspiegelung entdeckten sie schließlich die Ursache seiner Schmerzen. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Infektion bereits in seinem Körper ausgebreitet. Er schwebte in Lebensgefahr. Im Zuge einer Notoperation wurde der Zahnstocher entfernt, das beschädigte Arteriensegment wurde durch eine Vene aus dem Oberschenkel des Mannes ersetzt.

Medizinische Notfälle wie diese sind selten, dennoch wurden in den vergangenen Jahren mehrfach ähnliche Fälle in Fachzeitschriften dokumentiert.

Selten, aber gefährlich

Zahnstocher, die etwa in Brötchen, Wraps oder Häppchen enthalten sind, werden beim hastigen Essen immer wieder unabsichtlich verschluckt. Oft werden diese von Ärzten im Darm der Patienten gefunden. In einigen wenigen Fällen wandern die Stocher bis in die Leber, die Lunge oder die Nieren. Auf Röntgenaufnahmen sind die Spieße meist nur schwer zu erkennen.

Das kann sehr gefährlich sein: Eine Analyse von 136 Fällen, die ernst genug waren, um in Fachzeitschriften beschrieben zu werden, ergab, dass fast zehn Prozent tödlich enden.

Der 18-jährige Athlet konnte das Krankenhaus eine Woche nach dem Eingriff wieder verlassen. Seine körperliche Fitness hatte den Erholungsprozess beschleunigt.

Fabian J. Scheid, Teil des behandelnden Teams, betont im Interview mit der New York Times, dass derartige Unfälle äußerst selten sind: "Es ist wichtig, die Dinge zu relativieren", sagt er. Er sei dennoch kein Fan von Zahnstochern: "Ich halte mich lieber von ihnen fern."