Wissen/Gesundheit

Neue Studie: Viele Babys sind zuhause Tabakrauch ausgesetzt

In vielen Haushalten werden Säuglinge durch Passivrauch gefährdet. Das zeigt eine aktuelle Studie aus dem Wilhelminenspital in Wien, die Dienstag im Vorfeld der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie präsentiert wurde.

Für die Studie wurden die Daten von 185 Säuglingen analysiert, wie wegen schwerer Virusinfektionen der Atemwege stationär aufgenommen werden mussten. Bei knapp 48 Prozent der Säuglinge unter einem Jahr, die im Spital behandelt wurden, wird in deren unmittelbarem Umfeld geraucht. Knapp 42 Prozent der rauchenden Eltern gaben bei der Befragung an, auch in der Wohnung zu rauchen. Kinderfachärztin Angela , Oberärztin der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde im Wilhelminenspital und eine der Autorinnen der Studie, in einer Aussendung zu der Publikation: "Je jünger die Kinder sind, desto verletzlicher sind sie. Denn weder die Lunge noch andere Organe, wie die für die Entgiftung wichtige Leber, sind zu diesem Zeitpunkt ausgereift." Im Schnitt waren die in die Studie einbezogenen Babys 106 Tage alt. Schädigungen durch Tabakrauch gibt es aber auch bei älteren Kindern sowie bei Erwachsenen.

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Zacharasiewicz, die auch stellvertretende Leiterin des Arbeitskreises "Pädiatrische Pneumologie" der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie ist: "Akute Atemwegsinfektionen stehen in einer direkten Dosis-Wirkungsbeziehung zur Tabakexposition; also je öfter das Kind Passivrauch ausgesetzt ist, desto größer ist der Schaden." Die Belastung mit Tabakrauch vor und nach der Geburt erhöht das Risiko deutlich, an Asthma zu erkranken."

Bei der Befragung gaben etwa 20 Prozent der Mütter an, aktive Raucherinnen zu sein. Die Dunkelziffer dürfte aber höher sein. 20 Prozent der befragten Mütter hatten - laut eigener Angabe - auch während der Schwangerschaft geraucht.

Niedrigeres Geburtsgewicht

Kinder mit einem Abbauprodukt von Nikotin im Harn (Cotinin) hatten auch ein signifikant niedrigeres Geburtsgewicht, so ein weiteres Ergebnis der Studie. Zacharasiewicz: "Unter anderem schädigt Rauchen - aktiv ebenso wie passiv - direkt die Lungenentwicklung des Fötus. Zusätzlich kommen indirekte Effekte durch die schlechtere Funktion des Mutterkuchens zustande, da Nikotin und andere Gifte sich hier ansammeln und ein ganz besonderer Giftcocktail entsteht. Es kommt zu Schädigungen des Immunsystems in der Folge zu einer erhöhten Rate an Infektionen."

Laut der Studie rauchten 13,5 Prozent der befragten Eltern von Säuglingen auch in Anwesenheit des Kindes selbst dann, wenn es bereits an einem Infekt der Atemwege erkrankt war. "Sie rauchen vor ihrem kranken Kind so viel, dass das Baby messbare Nikotinabbauprodukte im Körper trägt und diese über den Harn dann gemessen werden konnten."

"Nicht in der Lage, Kinder zu schützen"

In knapp neun Prozent der Fälle sagten die Eltern, dass täglich mehr als 20 Zigaretten zu Hause geraucht werden. Acht Prozent der Eltern gaben an, dass die Säuglinge bis zu drei Stunden pro Tag in einem geschlossenen Raum verbringen, in dem geraucht wird. Im internationalen Vergleich ist dieser Anteil hoch. In Deutschland zeigte eine Untersuchung schon im Jahr 2012, dass der Anteil der Kinder, die zu Hause Passivrauch ausgesetzt sind, auf 6,6 Prozent gesunken ist. Zacharasiewicz: "Die Studie zeigt, wie weit Österreich beim Nichtraucherschutz, speziell, was Kinder betrifft, hinterherhinkt. Wir sind nicht einmal in der Lage, unsere eigenen Kinder zu schützen."

Die Expertin fordert eine Intensivierung der gezielten Aufklärung via Medienkampagnen sowie in Schulen und Kindergärten, eine drastische Erhöhung der Zigarettenpreise sowie ein Rauchverbot auf Spielplätzen und allen öffentlichen Orten, wo Kinder anwesend sind.