Wissen/Gesundheit

Nahrung im Babyalter: Begünstigt Soja später Regelschmerzen?

Die Ergebnisse einer neuen Studie veranlassen Forscher dazu, einen Zusammenhang zwischen der Gabe von Muttermilchersatz auf Basis von Sojaprotein im Kindesalter und Regelbeschwerden im späteren Leben zu vermuten.

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Wissenschaftler der staatlichen Forschungseinrichtung National Institute of Environmental Health Sciences, der Vanderbilt University und der Gesundheitsorganisation Henry Ford Health System analysierten im Zuge ihrer Erhebung Daten von 1.553 afro-amerikanischen Frauen, die zwischen 23 und 35 Jahren alt waren. Die Frauen hatten zuvor an einer Befragung der National Institutes of Health (Überorganisation der National Institute of Environmental Health Sciences, Anm.) teilgenommen.

Höheres Risiko für Regelschmerzen

Es stellte sich heraus, dass Frauen, die als Baby Muttermilchersatz aus Soja bekommen hatten, im Alter von 18 bis 22 Jahren eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit für moderate oder schwere Menstruationsbeschwerden aufwiesen. Sie wiesen überdies hinaus eine um 40 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit auf, wegen dieser Schmerzzustände hormonelle Verhütung in Anspruch zu nehmen.

Kristen Upson, Studienleiterin und Forscherin am National Institute of Environmental Health Sciences führt den Zusammenhang auf den sekundären Pflanzenstoff Genistein zurück. In Tierstudien habe sich in der Vergangenheit gezeigt, dass der Inhaltsstoff, der in Sojabohnen und daraus hergestellten Produkten vorkommt, die Entwicklung des Fortpflanzungssystems beeinflusst. Auch Menstruationsschmerzen seien dadurch potenziell erklärbar.

Widersprüchliche Evidenz

In einer früheren Erhebung konnte Upson den Konsum von Soja- Muttermilchersatz auch mit der Entstehung von Endometriose (gutartige aber oft schmerzhafte Wucherung der Gebärmutterschleimhaut, Anm.) in Verbindung bringen. In anderen Studien des National Institute of Environmental Health Sciences wurden Veränderungen der Vaginalzellen bei Mädchen festgestellt, die im Säuglingsalter mit derartigen Produkten ernährt wurden.

Im konkreten Bezug auf Regelschmerzen konnten Forscher der University of Pennsylvania und der University of Iowa 2001 einen ähnlichen Zusammenhang nachweisen. Eine Studie aus dem Jahr 2015 widerspricht diesen Erkenntnissen jedoch. Hier konnten zumindest bei fünfjährigen Mädchen keine Veränderungen der reproduktiven Organe festgestellt werden.

Große Relevanz

Die Daten der aktuellen Studie beruhen auf Selbstauskünften der Teilnehmerinnen. Das schränkt die Aussagekraft der Ergebnisse ein. Auch wurden von den Frauen keine ausführlicheren Angaben zu ihrer Ernährung im Kindesalter gemacht. Es konnte zudem lediglich eine Korrelation, nicht aber die Richtung der Kausalität bestimmt werden.

Gerade deswegen seien laut Upson nun weitere Studien vonnöten. "In Anbetracht dessen, wie häufig Menstruationsschmerzen sind und welche Auswirkungen sie auf das Leben von Frauen haben können, sollten in einem nächsten Schritt Bedingungen, die das Risiko für Menstruationsschmerzen erhöhen könnten, untersucht werden, denen Frauen zu einem früheren Zeitpunkt in ihrem Leben ausgesetzt sind", so Upson.