Wissen/Gesundheit

Aufregung um tropische Riesenzecke: Erster Fall von Fleckfieber

Erstmals soll in Deutschland ein Mensch durch den Stich einer tropischen Riesenzecke an Fleckfieber erkrankt sein. In der Zecke, die den Mann gestochen hatte, sei der betreffende Erreger nachgewiesen worden, teilte die Universität Hohenheim in Stuttgart am Mittwoch mit. Ein Pferdehalter aus dem Raum Siegen (Nordrhein-Westfalen) hatte sich Ende Juli durch eine Hyalomma-Zecke angesteckt. Er konnte erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden.

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„Damit wissen wir jetzt nicht nur sicher, dass die Hyalomma-Zecke auch Menschen sticht“, sagte Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim.

„Nun ist auch deutlich, dass eine Übertragung des Zecken-Fleckfiebers durch die Tiere möglich ist“, sagte die Forscherin der Deutschen Presse-Agentur. Der Fall des Pferdehalters aus dem Sauerland wird aber offiziell als Verdachtsfall behandelt, weil ein Direktnachweis des Erregers am Patienten nach Angaben der Experten nicht möglich war. Dennoch sind sie sich sicher, dass es sich bei dem Fall um Zecken-Fleckfieber handelt.

Extreme Gelenksschmerzen

Fleckfieber führt beim Menschen zu Hautausschlag und dem Gefühl erhöhter Temperatur, zu Kopf- und Muskelschmerzen und extremen Gelenkschmerzen.

Die Hyalomma-Zecken stammen aus den Trocken- und Halbtrockengebieten von Afrika, Asien und Südeuropa - von Spanien über Italien bis zur Türkei. Von den hiesigen Zecken wie etwa dem Gemeinen Holzbock kann man sie leicht unterscheiden: Sie sind mit bis zu zwei Zentimeter Länge wesentlich größer und haben auffällig gestreifte Beine.

Diese neu eingewanderte subtropische Zeckenart hat im vergangenen Winter erstmals auch in Österreich überwintert. Laut Georg Duscher vom Institut für Parasitologie an der Veterinärmedizinischen (Vetmed) Universität Wien ist ein Exemplar der Gattung Hyalomma marginatum im April in einem Privathaushalt im Bezirk Braunau in Inn entdeckt worden.

Bereits im Dezember 2018 wurde im Raum Melk erstmals ein geschlechtsreifer Parasit der Riesenzecke - mit einer Körperlänge von fünf bis sechs Millimeter wird sie deutlich größer als die in Europa verbreitetste Zeckenart, der Gemeine Holzblock ( Ixodes ricinus) - in Österreich nachgewiesen. Der vorangegangene warme und trockene Sommer war dafür ausschlaggebend, erklärte Duscher. Diese Zeckenart bevorzuge eine geringere Luftfeuchtigkeit als die hierzulande üblicherweise vorkommenden Zecken: „Es darf nicht zu nass sein.“

An sich ist die Hyalomma marginatum in den Trocken- und Halbtrockengebieten Afrikas, Asiens und Südeuropas heimisch. Sie kommt inzwischen aber - durchaus verbreitet - auch in Spanien und Kroatien vor. Hat sie sich einmal in noch weit nördlicheren Gebieten etabliert, kann sie dort auch strengere Winter wie den vergangenen überdauern. „Sie überwintert in Ritzen und Spalten in der Natur.“

"Kein Grund zur Panik"

Im eurasischen Raum gelten die zu den Milben zählenden Tiere als Überträger des auch für den Menschen gefährlichen Krim-Kongo-Virus. Das Auftreten der Spezies in Mitteleuropa sei aber „kein Grund zur Panik“, beruhigte Duscher bereits im April in einem APA-Interview. Dass mit der Hyalomma-Zecke auch das Krim-Kongo-Fieber eingeschleppt werde, sei äußerst unwahrscheinlich, betonten Duscher und dessen Kollege Alexander Mathis, Parasitologe an der Universität Zürich, unisono.

„Die Zecken tragen den Erreger nicht automatisch in sich. Sie müssten zunächst in einem Juvenilstadium ein mit dem Krim-Kongo-Erreger infiziertes Tier stechen. Erst dann könnte das nächste Entwicklungsstadium der Zecke die Krankheit übertragen“, erläuterte Mathis. Dass sich die subtropische Riesenzecke in unseren Gefilden explosionsartig vermehrt, ist übrigens ausgeschlossen. Bei dieser Zeckenart gibt es nur einen Vermehrungszyklus pro Jahr.