Leben

Zukunftsserie: Eiskalt, aber mit Orgasmus-Garantie

Roboter beherrschen immer mehr unser Leben. Eine sensationelle Vision ist vor Kurzem in London Realität geworden. Ein Computerprogramm mit dem seltsamen Namen Eugene Goostman hat einen entscheidenden Intelligenztest bestanden und somit seine Kommunikationsfähigkeit mit Menschen bewiesen: Eine Gruppe von Prüfern hielt in der „Royal Society“ die russische Software für einen Menschen. In Japan werden Roboter schon längst in Alten- und Pflegeheimen eingesetzt und in Deutschland wurde vor wenigen Wochen das Transportsystem von morgen präsentiert: der selbst gesteuerte Lastwagen Future Truck. In rund zehn Jahren könnten die LKW-Roboter bereits neben uns auf der Autobahn dahinrollen. Von Computern in übermenschlicher Geschwindigkeit geschriebene Texte erobern schön langsam den Journalismus (sagen Sie jetzt bitte nicht endlich), in den USA sind die Roboter-Reporter für Börse- und Sport-Berichte längst im Einsatz.

Sollte sich die Roboter-Manie derart zügig weiterentwickeln, könnte auch irgendwann unsere Gefühlswelt davon betroffen sein, eine neue Dimension der menschlichen Beziehung entstehen. Und aus einer Utopie des Zusammenseins zwischen Mensch und Maschine Realität werden. Wie im aktuellen Science-Fiction-Film „Her“. Der schüchterne Theodore richtet sich auf seinem Rechner eine weibliche Identität ein. Über Headset und Videokamera kommuniziert er mit Samantha. Die beiden bauen eine innige Beziehung zueinander auf. Wie keine andere kann das Wesen ohne Körper, von Scarlett Johansson samtig, verführerisch gesprochen, ihren Geliebten verstehen. Und ihn sogar zum Orgasmus bringen.

Schon vor sieben Jahren hat David Levy, ein schottischer Experte für künstliche Intelligenz, Roboter mit Orgasmus-Garantie vorhergesehen. Eine kühne, beängstigende Vision. Levys perverse Prophezeiung, die von anderen Wissenschaftlern (noch) milde belächelt wird: Im Jahr 2050 wird Sex, aber auch die Liebe zwischen Menschen und Robotern genauso üblich sein wie heute zwischen Mann und Frau. Und es gebe viele Vorteile bei den platinengesteuerten Lustspielen. Ein gut programmierter Roboter ist emotional immer ausgeglichen, nie enttäuscht, erfüllt alle sexuellen Wünsche, ist unsterblich – und hat niemals Migräne. Spezielle Sextechniken können beim kalten Geschöpf aus Metall und Elektronik einprogrammiert werden, Penis- und Vagina-Dimensionen sind nach Wunsch wählbar.

Allerdings müsste man bei dieser Art von trister Liebe – einer schnellen Robi-Nummer – auf all die prickelnden Momente der ersten Begegnung, des Liebeskummers, des Gefühls mit einem Partner im siebenten Himmel zu sein, verzichten. Reine Gewöhnungssache, meint Levy im Magazin „Scientific American“, Menschen, die mit allen möglichen elektronischen Gimmicks aufwachsen, werden androide Roboter als ganz normale Partner und Liebhaber akzeptieren – und schließlich sogar heiraten.
Körperliche Beziehungen zwischen Mensch und Partnerersatz sind nicht neu. Bereits im 17. Jahrhundert gab es in Japan das lüsterne Reiskissen, eine künstliche Vulva, aus Schildpatt gefertigt, mit einem Loch aus Samt. Holländische Seefahrer teilten zu dieser Zeit ihre Kojen mit handgenähten Lederpuppen, bis heute nennt man Sexpuppen Holländische Ehefrauen. Die ersten elektromagnetischen Vibratoren wurden ursprünglich für die Behandlung der Hysterie angewandt, und 1926 entwickelte man in Leipzig einen Masturbationsapparat mit Pedalantrieb.


Nachdem in Südkorea vor zehn Jahren die Prostitution verboten wurde, fanden findige Bordellbetreiber eine Lösung: Man schuf fast lebensechte Silikon-Sex-Dolls. Und der Tourismusforscher Ian Yeoman hat eine Vision für die Rotlichtbranche in Amsterdam: Um das HI-Virus und den illegalen Menschenhandel zu stoppen, soll es ab 2040 spezielle Sexpartner geben. Rassige Blondinen in aufreizenden Dessous, aber auch muskulöse Herren stehen für Massagen und mehr zur Verfügung. Die Erotik-Androiden von morgen bestehen aus antibakteriellen Kunstfasern und werden nach jedem Gebrauch einfach abgespült.

Auch die amerikanische Roboter-Puppe Roxxxy garantiert Befriedigung. Sie ist 1,70 Meter groß, wiegt 60 Kilo, hat Körbchengröße C, kostet rund 9.000 € und soll Männerfantasien wahr werden lassen. Sie hört dir zu, spürt deine Berührungen, passt sich deinen sexuellen Vorlieben an, sie ist eine ideale Lebensgefährtin … verspricht der Hersteller „TrueCompanion’s“, … sie hat bewegliche Glieder, künstliche Intelligenz, fleischähnliche Haut und kann es spielend mit einer lebenden Frau aufnehmen. An den männlichen Sex-Robotern wird erst gearbeitet. Es dauert also noch, bis Frauen ihren Ehemännern nach der ZiB 2 zuraunen, „Heute nicht Schatzi, heute ist Robi dran …“