I didn't shoot the deputy.
Von Ernst Molden
Ärger mit den Parksheriffs. Ich nenne sie ja lieber nicht Sheriffs, sondern Deputies. Das waren einst jene, die Bob Marley in seinem berühmten jamaikanischen Lied nicht erschossen hat, die Unterläufel.
Die Deputies wurden in Wien ja neuerdings aufgewertet, dürfen nicht mehr nur parkscheinlose Parker aufschreiben, sondern auch andere Verkehrssünden ahnden. Selbst bei Rot über die Kreuzung zu gehen, kann einen Deputy auf den Plan rufen. Unlängst wurde ein sehr fideler, leicht unterweltlerischer Wiener am Rand des Wurstelpraters derart beamtshandelt: „Wer bistn du, dass du mir des sogst?“, fragte er den Deputy. „I bin befugt“, erwiderte apodiktisch der Deputy. Er ist befugt, schön formuliert. Man kann die Deputies auch optisch fast nicht mehr von den Polizisten, also den echten Sheriffs, unterscheiden. Man schaut halt immer nach der Dienstwaffe. Wo beim Sheriff die Dienst-Glock hängt, baumelt beim Deputy das Kontrollkastl. Auf die Kapperln kann man auch schauen, bin ich mittlerweile draufgekommen. Die weißen Kapperln rücken die Deputies etwas in Richtung Matrosen.
Aber warum unser Ärger? Es war so: Ein Deputy schrieb uns in unserer ureigenen, stillen Erdberger Gasse einen Strafzettel, weil wir „nicht entsprechend der Parkraumbegrenzung“ geparkt hätten. Nun verhält es sich bei unseren Schrägparkplätzen derart, dass die Parkraumbegrenzung eng gefasst ist und 98 Prozent der Autos dazu zwingt, entweder mit dem Schnauzerl oder mit dem Popscherl drüber hinauszuragen. Das hat noch nie zu Problemen geführt: Auf der Fahrbahn schnürt der Koloniawagen der 48er anstrengungslos vorbei, und auf dem Trottoir könnte auch John Goodman mit zwei Einkaufssackerln lässig seines Weges gehen. Trotzdem: Irgendein Deputy, aus dem Füllhorn seiner neuen Befugnisse schöpfend, stellte uns einen Strafzettel aus. 36 Euro. Oida, sprach ich zu mir, das ist nicht nix. Im Gespräch mit der Nachbarschaft stellte sich heraus: Auch andere Schnauzen und Popscherln wurden gestraft. I didn't shoot the deputy. Wir sind in unserer Erdberger Gasse grundsätzlich gewaltfrei, finden aber, es gibt ehrenwertere Arten, Geld zu verdienen.