Leben

Waren aller Art

Jedes Jahr mehrfach lenken wir den Leichenwagen westwärts, nach Tirol, wo meine Mutter in unserem Berghäuschen haust. Wir machen Ferien, was ein Begriff mit vielen verschiedenen, optional nutzbaren Bedeutungen ist. Die sportlichen Ferien beinhalten Skifahren oder Bergwandern. Die semisportlichen zeichnen sich durch Rodeln oder Spaziergänge aus. Die unsportlichen Ferien (zu denen die letzten Semesterferien gehören) bestehen aus Muße und Schlaf, weil die Liebste und ich zu fertig für andere Sachen sind. Einen ferialen Fixpunkt allerdings bringen wir selbst in dieser passivsten Form des Urlaubs unter: die Fahrt zum Alleshaber. Der Alleshaber sitzt in Brixlegg, der Ortschaft, wo unser Tal auf das Inntal trifft. Der Alleshaber hat seinen familieninternen Namen irgendwann von der Brut bekommen, eigentlich heißt er Josef Messner KG, Eisenwaren und Baustoffe. Aber diese Bezeichnung ist eine List, weil sie insinuiert, der Alleshaber würde einfach Eisenwaren und Baustoffe führen. Das stimmt aber nicht. Der Alleshaber hat alles (okay: außer Lebensmittel). Ich zähle jetzt wahllos auf, was mir bei meinem letzten Gang durch dieses Unterinntaler Labyrinth aufgefallen ist: handgeflochtene Körbe, handgeschnitzte Holzschüsseln, Kreissägeblätter, handgestrickte Wollmützen. Vorschlaghämmer in allen Größen, spitzenbedeckte Tischdeckerln, Nippesfiguren, Filz-, Textil- und Strohhüte, schöne wertige Spielsachen. Alles das hat der Alleshaber und alles andere auch.

Diese Sorte Geschäft ist die einzige, in der ich nicht nervös werde. Die Wurzeln solcher Geschäfte reichen zur altösterreichischen Dorf-Handlung zurück, finden sich aber auch im Wilden Westen. Der General Store: Man bringt seinen Goldklumpen aus der Wildnis und stößt dann auf ein Geschäft, wo man sich alles darum kaufen kann. Der Firma Messner KG sei Dank dürfen meine Kinder erfahren, dass Handel auch anders als in "Se Moul" funktioniert. Heuer kauften wir Spielsachen im Tausch gegen gelungene Semesterzeugnisse. Und der Papa fand sich Hosenträger von der Firma Panther, smaragdgrün. Und jetzt brauch ich so ein Geschäft noch in meinem Dorf Erdberg.

Zusammengefasst: Die Veigl-Hütte (hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen) ist die Schönste unter den Wienerwaldhütten. Und wir haben im vergangenen Jahr ein paar schöne gesehen. Aber hier... Kein Wasser, kein Strom. Aber Aufstrichbrote, und was für welche! Heißer Birnensaft, Glühbirne genannt. Guter, milder Schnaps. Und die einzige bundreine Westerngitarre, die es auf allen Hütten der Welt gibt. Ich kann ihnen nur eines raten: Glauben Sie dem Herrn Guido, wenn er Ihnen etwas sagt.