Schönbrunn
Von Ernst Molden
Am ersten Tag des Wochenendes war es schiach. Die Brut, ebenso leicht angegrippelt wie die Liebste und ich, war unausstehlich, fiel übereinander her, zielte ausschließlich unter die Gürtellinie, solange, bis wir Eltern sie in den Prater befahlen. Danach redeten mein Baby und ich einander ein, dass jetzt alle viel entspannter wären. Am zweiten Tag des Wochenendes war es ebenfalls schiach, die Kinderstimmung weiterhin verheerend. Noch einmal wären wir mit dem Prater nicht durchgekommen. So verkündeten wir kühn: Schönbrunn, die Viecher, und wie lang waren wir nicht mehr dort! Einst nämlich, meingottnaa, was waren wir nicht in Schönbrunn! Jahreskarten und neppige Einzel- Eintrittstickets liefen wie Sand durch unsere Hände. Kinderwägen wurden das steile Bergerl hinter den Eisbären hinaufgeschoben und von den Schwingtüren im Affenhaus fast zerquetscht. Der Erstgeborene verehrte die Nilpferde, der Zweitgeborene die Pandabären und die Drittgeborene die Seelöwen. Der Erstgeborene ging diesmal nicht mit, weil er ein Rendezvous im Ersten hatte, aber die Vorlieben der jüngeren Geschwister sind noch dieselben. Wie zur Bestätigung kam eine güldene Nachmittagssonne hervor, die uns daran erinnerte, dass es nur noch vier Monate bis zur warmen Jahreszeit sind. Auch ohne Erstgeborenen besuchten wir die Hippos. Diese schliefen, wir sahen dicke Nilpferdschwanzerln wie archaische Pendel vor Nilpferdpopos hin- und herschwingen. Ignorant wie immer kiefelte der Panda am Bambus, und der dicke Seelöwenchef, der so ähnlich wie „El Commandante“ heißt, schmiss sich ins Wasser und durchnässte uns bei der Verfolgung eines toten Herings. Jetzt stieg die Laune tatsächlich. Mich berührte wie schon in meiner Kindheit der Mähnenspringer, ein zu unrecht wenig beachtetes Wesen, eine Art Ziege, die ein bisschen wirkt wie ein ungeliebtes albanisches Nutztier. Dabei sind die Mähnenspringer lustige Gesellen, haben herzerwärmend hübsche Augen und rempeln sich dauernd so lustig, wie meine Kinder. Zum Abschluss trafen wir die Hütteldorfer Freunde noch im Schlosscafé. Dabei besprachen wir, warum in Hietzing mehr Hundstrümmerln auf der Straße liegenbleiben als sonstwo.