Leben

Krähenproblem

Die vorletzte Maiwoche dann wieder ein Traum! Gutes Wetter, gute Nachrichten. Die Drittgeborene hat erstkommuniziert, und neben einem roten Seidenschal, den mir Religionslehrerin Edith im Namen der Pfarrband verliehen hat, trage ich außerdem gut sichtbar das Gefühl der Erleichterung an mir. In diesem Gefühl, wieder etwas geschafft zu haben, schwimme ich nunmehr täglich eine Stunde durch das Gestöber der Silberpappelblüten im Stadionbad. Doch ruhig, also richtig ruhig, wird es auch hier nicht und nicht. Gestern funktionierte erstmals die Saisonkarte nicht mehr zum Öffnen des Schranken am Parkplatz. Es wurde gemutmaßt, daß der Wiener Frauenlauf, der sich am Parkplatz gerade aufbaut, den Schranken ruiniert habe. Heute aber wurde der Frauenlauf sofort wieder exkulpiert. Vielmehr öffnet die Saisonkarte den Schranken prinzipiell nicht mehr, wie sie es seit gefühlten 400 Jahren tat. Ich erfahre, daß ich in der Verwaltung 55 Euro aufzahlen kann, dann wird meine Saisonkarte „upgegradet“, und ich darf wieder unbeschränkt parken. Als ich mit einer reizenden Dame über das Problem spreche, treten andere Stammgäste dazu. „Die woin a Göd verdienen, wo‘s kennan“, sagt jener ältere Herr, der mich immer beeindruckt, weil er trotz fortgeschrittenen Alters so eisern schwimmt und nachher noch Klimmzüge am Sprungstockerl macht. „Wauns so wiedageht, happ i in de oide Donau.“ – „Die Tischerln san aa weg“, assistiert ein weiterer Gast. Tischerln? „Na, die Tischerln beim Wöönbod.“ Stimmt, dort standen kleine, allen gehörige Tische, an die man sich setzen, jausnen oder einfach nur schauen konnte. „De san jetzt weg, damit olle ins Restaurant miassn.“ Auch die riesige Ottakringer-Reklame an der Rückwand des Areals wird vermerkt. Die Stimmung ist schlecht, und das ist bei einer Institiution, die so sehr von Stammgästen getragen wird wie das Stadionbad, nicht die beste Voraussetzung für den Saisonauftakt. Die reizende Dame schüttelt den Kopf: „Und dann noch das Krähenproblem!“ Stimmt, die Nebelkrähen. Diese Manchester-Liberalisten unter den Vögeln fallen gerade massenhaft überall ein, wo es etwas zusammenzuraffen gibt. Im Stadionbad, im ganzen Prater, in der ganzen Stadt. Wenn nichts mehr zu fladern ist, werden sie sich wieder schleichen.