Leben

Glück und Hauptkehrung

Die Gumpendorfer Herzensfreundin klingt streng: Du darfst den Platz nicht verraten, sagt sie, die Leute kaufen ja sogar Zementfliesen, weil die Knecht sagt, man soll. – Aber nein, sage ich, und erzähle der Gumpendorferin, dass ich den Platz schon vor zwei Jahren nicht verraten habe, als ich vom Zweiertag mit der Liebsten ebendort berichtet habe. Ich sage immer nur: Höllental, und das Höllental ist gewunden und lang. Die Gumpendorfer und wir waren wieder dort, und ich behaupte, dass die Göttlichkeit dieses im Höllental verbrodelten Pfingstmontags nur zum Teil an diesem (eh wahnsinnig tollen) Platz lag. Zum anderen Teil hat sie, die Göttlichkeit, mit der Güte der Freundschaft und dem Mojo des Augenblicks, diesem schwer zu beschreibenden Right-time-right-place-Faktor zu tun. Wir fahren ja eigentlich schon seit den frühen Nullern an diese Stelle, damals halt mit Buzis. Aber jetzt? Meingottnaa! hätte meine selige Omi ausgerufen, in ungläubiger Verneinung dem Herrgott zugewandt, meingottnaa, die Kinder sind so riesig. Und so super. Wie der Zweitgeborene mit dem jüngeren Gumpendorferbuben selbstgebaute Schifferln den Nebenlauf hinabschickt und bachstelzenartig hinterherrennt, wie die Drittgeborene dem Erstgeborenen und seinen baumlangen Kumpels durch die eisige Schwarza nachschwimmt, und wie ich selbst mein Baby unterm Strohhut auf einem Felsen sitzen und lächeln sehe. Lauter Glücksperlen, ich fädle sie auf ein unsichtbares Schnürl. Das Glück hält an, und es überlebt die Hauptkehrung. Nur zwei Tage später kommt nämlich der angebliche Botschafter des Glücks, der Rauchfangkehrer, zu uns, findet einmal nichts, weil wir die Therme (nicht extra, aber doch) eine Woche zuvor haben warten lassen. Dann aber, vorm Gehen, mit lebensverneinendem Gesicht: Is des Ihna Radl, am Gaung? – Es gehört meinem Sohn. – Des muass weg, wengan Fluchtweg. – An diesem Radl könnte selbst der Elefantenoberst Hathi noch vorbeiflüchten. Das sage ich nicht, ich sage: Im Hof wirds gestohlen. – Daun nehmansas in die Wohnung! – Ich schweige. – Des muass i möödn, sagt er. – Meld du nur, denk ich mir. Das Glück ist woanders, im Höllental, wo genau sag ich dir nicht.