Feels Like Rain
Von Ernst Molden
Feels Like Rain von John Hiatt rennt bei mir grad dauernd. Das ist sooo ein leiwandes Lied! Der Frühling wurlt um mich herum, ich habe beschlossen, mitzuwurln. Auf meinem Österreichrad bin ich jetzt „besteingefahren“, wie Qualtinger einmal sagte. Sprich: Weitgehend angstfrei und zunehmend flotter. Der Rochus-Radlmann, der uns jetzt den weggezogenen Kohn ersetzen muß, hat mir den Lenker festgestellt und so ein Adapter-Ventiltscherl verkauft, mit dem ich die greisen Semperitreifen auch an Tankstellen luftbefüllen kann. Präzise wechselt der Gang dorthin, wo ich ihn haben will. Und an meine neue runenförmige Körperhaltung beim Radlfahren hab ich mich auch gewöhnt. Ich fahre also: zum Rutschturm und zum Konkolits Sammy , seinen Chef, der sich über die Koffer beklagt, die den drohenden Arm vom selbstgemalten Gargamel-Schild gefladert haben. Der Wurstelprater beginnt langsam zu köcheln, Sammy Konkolits streicht sich den Bart, und sein riesiger schwarzer Hund scheint nur zu schlafen. Am Himmel versammeln sich Wolken zu einer schiefergrauen Tuchent. Dann mit Liebster, Brut und meiner Mutter die Hauptallee hinunter zur Bierinsel. Meine Mutter hat beschlossen, wieder radzufahren, was wir alle super finden. Zusammen schnurren wir durch den Blütenstaub in der Allee, die Liebste aufrecht und stolz auf meinem Patagoniaradl, dabei noch immer verhalten über dessen Schwächen maulend. Als wir die Bierinsel verlassen, das Surschnitzerl tief im Innersten verwahrt, fällt plötzlich dicht der Regen, auf den hier Kröte und Mensch seit Wochen warten. Die Brut ist cool und kichert ein bißchen beim Nasswerden. Ich fahre weiter, anderntags: zum Sankt Marxer Friedhof, den Flieder checken. Wenn er blüht, haben die Liebste und ich dort stets ein Rendezvous. Lang dauerts nicht mehr, stelle ich fest. Eine alte japanische Dame macht Bilder vom Mozartgrab. Maliziöserweise sage ich den Japanern hier gern, daß Mozart nicht in diesem hübschen Grab, sondern in einem unbekannten Massengrab irgendwo in der Nähe liegt. Aber ich kämpfe den spaßverderberischen Impuls nieder, denn diese Dame wirkt sehr nett. Feels Like Rain, sage ich stattdessen.