Wie 24kGoldn: TikTok-Stars passen in keine Schubladen
Von Andreas Bovelino
Das wirklich großartige an TikTok: Kein anderes Medium reagiert so direkt und demokratisch auf spontane Listening-Trends. Und dabei ist es oft völlig egal, ob ein Artist brandnew ist oder die Tanzperformance von Fans viral wird wie bei "Jerusalema" oder ob Kids einen Titel, den sie bei ihren Eltern aufgeschnappt haben ausgraben, wie es gerade mit der kanadischen Indierock-Partie "Mother Mother" passiert ist, deren 13 Jahre alte Songs erst letztes Jahr durch die Decke gegangen sind.
Und jetzt ist es also ein 20-jähriger Rapper aus der Hippie-Hipster-Veggi-Hochburg San Francisco, der als neuer TikTok-Star abgefeiert wird: 24kGoldn, der eigentlich Golden Landis Von Jones heißt, dessen Eltern beide Models waren, was man sieht und was sicher auch nicht schadet.
Aber natürlich ist der junge Mr. Goldn nicht aus dem Nichts durch TikTok plötzlich zum Teenie-Liebling geworden. Seit 2017 veröffentlicht er Videos auf dem Old-School-Chanel namens YouTube, und hatte dort 2019 mit "Valentino" einen veritablen Hit. Die Superauskenner von Pitchfork reihten ihn vergangenes Jahr ebenso unter die Top-10 der jungen Acts wie das US Hip-Hop-Magazin "XXL".
Der schräge Britrocker Yungblud remixte sein "City Of Angels" sehr erfolgreich und die schöne US-Songwriterin Olivia O'Brian sicherte sich seine Stimme für ihre Single "Josslyn".
Man sieht, der Kerl ist vielseitig, das zeigt unter 24kGoldn auch auf seiner eben erschienen Debüt-CD "El Dorado" auf der er ganz entspannt Hip-Hop-Einflüsse mit Funk, Soul und Indierock vermischt. Und auch das ist ein positiver TikTok-Effekt: Für althergebrachtes Schubladendenken hat man im Reich der flotten Selbstdarstellervideos nicht einmal ein Schulterzucken übrig. Cool.