Leben

Wes Anderson: "The Grand Budapest Hotel" mit Tony Revolori

Er ist ein Spezialist für ausgefallene Stories und skurrile Charaktere: Wes Anderson, der 44-jährige Regisseur aus Houston, Texas, der mit seiner Arbeit eher einem europäischen Filmemacher gleicht als einem Vertreter Hollywoods.

Für das Drehbuch zu "Die Royal Tenenbaums" erhielt Anderson vor mehr als zehn Jahren - gemeinsam mit Schauspieler Owen Wilson - eine Oscar-Nominierung. Wilson ist beim jüngsten Streich, dem freakigen Geschichten-Kaleidoskop "Grand Budapest Hotel", wieder mit an Bord. Literarischer "Mitarbeiter" ist jedoch ein ganz Großer: Stefan Zweig (1881-1942).

Von Zweig, dem Autor der "Schachnovelle" und unnachahmlich präzisen Chronisten der Zwischenkriegszeit, ließ sich Anderson zu einem so vielschichtigen wie auch verschrobenen Porträt des vergangenen Mitteleuropa inspirieren, wie es vermutlich keinem Europäer gelungen wäre.

Nett, die Verbeugung vor der k.u.k-Hofzuckerbäckerei Demel, die hier den Namen Mendl trägt. Originell auch die Idee, mit dem Pagen Zero (Tony Revolori) eine Figur zu erfinden, die an der Seite des melancholischen Grandhotel-Concierge Gustave (Ralph Fiennes) durch die gesamte Handlung führt - ein Mix aus Kunstraub, Meuchelmord und Chaos de luxe.

Die FREIZEIT erreichte den erst 17-jährigen Tony Revolori am Morgen der Premiere von "Grand Budapest Hotel" bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin am Telefon.

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Tony, gratuliere, ein großartiger Film. Sie verkörpern mit dem "Lobby Boy" eine Figur, wie es sie eigentlich gar nicht mehr gibt. WIe haben Sie sich bloß darauf vorbereitet?

Danke. Ja, es schaut einfach aus, aber ich habe dafür intensiv geübt. Ich habe für eine Woche lang in einem echten Hotel mitgearbeitet und zwar in jeder Position, von der Rezeption bis zur Küche, einfach um ein Gefühl für das Leben in einem Hotel zu bekommen. Danach sprach ich mit dem Regisseur viel über meine Rolle und tauschte mit Wes Anderson auch zahlreiche E-Mails aus, um hoffentlich dem nahe zu kommen, was er sich vorgestellt hat

Sie wurden in Kalifornien geboren und sind noch ein Teenager. "Grand Budapest Hotel" spielt in Europa, noch dazu zu einer Zeit, als SIe längst noch nicht auf der Welt waren. Machte Sie das während der Dreharbeiten manchmal schwindelig ?

Durchaus. Mir kam alles lange sehr fremd vor. Zum Schluss aber fühlte ich mich bei den Dreharbeiten in Deutschland schon fast wie zu Hause.

Sie spielen neben Stars wie Ralph Fiennes, Tilda Swinton und Willem Dafoe. Wie hat sich das angefühlt?

Das war schon etwas Besonderes. Aber ich sage Ihnen etwas, man gewöhnt sich schnell daran.

Der Film spielt in der offensichtlich fiktiven Republik Zubrowka, wie man einmal an einem Schild ablesen kann. Ich kenne diese nicht. Wissen Sie genau, wo das liegen soll?

Nein, keine Idee.

Ich habe für dieses Interview ,Zubrowka' gegoogelt und stieß dabei auf eine Wodka-Marke. Ich glaube, Wes Anderson wollte uns damit nur einen Streich spielen oder sonstwie in die Irre führen.

Sie haben wahrscheinlich Recht. So wie ich Anderson kennengelernt habe, kann das gut möglich sein.

Als Lobby Boy hatten Sie Ihre erste Hauptrolle. Sind SIe jetzt auf dem Weg zum Filmstar? Haben Sie schon weitere Angebote erhalten?

Also, bis jetzt nicht. Aber noch heuer kommt ein weiterer Film mit mir ins Kino. Er heißt "Umrika" und stammt von Prashant Nair, einem Regisseur aus Indien, der in Paris lebt.

Was machen Sie, wenn Sie wieder zu Hause in Anaheim, Kalifornien sind?

Mal schauen, an einem Drehbuch schreiben, Musik machen, so was in der Art.

Mit Ihrem älteren Bruder machen Sie Musik, spielen Gitarre, Bass, Klavier und singen auch. Welches Genre?

Hmm, Alternative Folk trifft es ganz gut, glaube ich.

Viel Glück! Und danke für das Gespräch.