Leben

US-Elektroautobauer Tesla in Wien

Zwei Jahre lang betreute er die neue und bahnbrechende US-Automarke vom Wiener Hotel Le Meridien aus, jetzt endlich konnte Daniel Hammerl das erste Service Center von Tesla Motors in Österreich vorstellen. "Das ist ein Meilenstein für uns", sagte er freudestrahlend bei der Eröffnung der HiTech-Werkstatt im Tech Park im 23. Bezirk in unmittelbarer Nähe zur Süd-Ost-Tangente.

Tesla ist jetzt erst offiziell mit einem Autohaus in Wien vertreten, die Marke aus Silicon Valley ist aber dennoch dutzenderweise auf heimischen Straßen unterwegs. Wie geht das? Für technikaffine Early Adopters war das offenbar keine allzu schwierige Hürde. Daniel Hammerl: "Ein großes Dankeschön an jene Kunden, die mir und Tesla das Vertrauen entgegengebracht haben, als ich das Geschäft noch vom Hotelzimmer aus betrieb."

Bahnbrechend: Die Batterien der Sportlimousine befinden sich sämtlich in Bodennähe. Das sorgt für ein nahezu perfekt ausbalanciertes Fahrverhalten

Das Model S ist das erste selbstentwickelte Fahrzeug des US-Elektroautobauers. Die vor elf Jahren in Palo Alto in Kalifornien gegründete Firma bezieht sich mit ihrem Namen auf den Erfinder, Elektrotechniker und Technikpionier Nikola Tesla. Er hatte 1875 sein Studium an der TU Graz aufgenommen und war dann Mitarbeiter und später ein Rivale von Thomas Alva Edison. Allein seine Geschichte wäre Stoff genug für ein spannendes abendfüllendes Drama.

So auch die bisherige Erfolgsstory von Tesla Motors, dem Geniestreich des 1971 in Südafrika geborenen US-Unternehmers und DotCom-Milliardärs Elon Musk. Der globale Bezahldienst Paypal ist ebenso sein Baby wie die Technik- und Tourismis-Industrie rund um den Raumgleiter SpaceX. Wie es sich für ein Kind der Computergeneration gehört, konnte sich Musk auch früh mit der Vision einer mobilen Gesellschaft anfreunden, die Autos ohne Verbrennungsmotor fährt.

Im Jahr 2006 stellte Tesla einen Roadster vor, der sich die Karosserie von Lotus lieh - und die Energie von Tausenden Handyakkus. Die Folge war ein verstörter und lautstarker Aufschrei der konservativen Autolobby. Darf denn das, kann denn das, soll denn das möglich sein? Der Herausforderer aus dem Silicon Valley konterte: Warum nicht? Nach einigen Verzögerungen ging der Flitzer 2008 in Produktion. Laut Tesla verkaufte sich der gut 100.000 Dollar teure Zweisitzer bis September 2012 etwa 2.400 Mal in insgesamt 31 Ländern. Einige davon wurden auch zwischen Wien und Feldkirch regelmäßig gesichtet.

Das gleichfalls sportliche, aber bis zu 7-sitzige Model S kam Mitte 2012 auf den US-Markt. Statt Kleinserie machte Tesla aber damit von Anfang an auf Big Business. Nachvollziehbar. In der Zwischenzeit hatte sich das Start-up-Unternehmen konsolidiert, Mercedes-Benz einige Anteile am Elektropionier gekauft und auch das Interesse in den neuen Märkten in China und Russland war geweckt.

Ein Schock für deutsche, auf den Export zählende Hersteller der Premium- und Luxussport-Klasse: In seiner Heimat, den USA, war das Model S im Vorjahr überhaupt die mit Abstand meistverkaufte Luxuslimousine. In punkto Beschleunigung und Sicherheit bewegt sich die automobile Schönheit ohnehin fast allein auf weiter Flur. Von 0 auf 100 km/h geht - je nach Batteriepaket - in 4,4 bis 6,2 Sekunden, CO2-Emission liegt dabei stets auf 0 g/km. Mehr noch: Die US-Bundesbehörde für Straßen- und Fahrzeugsicherheit NHTSA ermittelte für das Designschmuckstück von Franz von Holzhausen die höchsten je gemessenen Sicherheitsstandards. Das kostet natürlich, aber die Preise liegen durchaus unter S-Klasse- und 7er-Niveau. Je nach Stärke des Lithium-Ionen-Batteriepakets bewegen sie sich für ein Tesla Model S zwischen 65.300 Euro und 87.700 Euro. Die Reichweite - die Achillesferse von Elektroautos - soll mindestens 390 Kilometer betragen. Und, Achtung!, lädt man Strom einzig bei über ganz Europa verteilte "Supercharger" nach, "tankt" man überhaupt gratis. Lebenslang. Man darf gespannt sein, wie arrivierte Autohersteller, die jetzt nach und nach ihre Versionen der schadstoffarmen Mobilitätslösungen - vom BMW i3 bis zum VW e-Up - präsentieren, darauf reagieren werden. Tesla Motors bleibt jedenfalls auch in Österreich nicht still. Zusätzlich zu dem neuen Standort in Wien sind bereits die Regionen Steiermark und Kärnten, sowie demnächst Oberösterreich und Salzburg von Tesla-Mitarbeitern abgedeckt, die zu Probefahrten einladen. Heuer noch soll außerdem in den USA das Model X auf den Markt kommen, ein Elektro-Crossover mit Flügeltüren.

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