Leben

Caraversum

Aussehen alleine? Das kann es nicht sein. Sonst gäbe es wohl viele Frauen, die Cara Delevingne das Wasser reichen könnten. Auch deshalb, weil sie mit 1,73 Metern nach den Gesetzen des Model-Business für den Laufsteg gar nicht geeignet ist – viel zu klein. Trotzdem gilt die Britin derzeit als „Model of the Moment“, läuft für Chanel, Marc Jacobs oder Burberry und wird für Kampagnen von Dolce & Gabbana oder Louis Vuitton gebucht. Und Victoria’s Secret hat ihr ohnehin den Ritterschlag der Branche verpasst und sie zum „Engel“ gekrönt. Karrieredurchmarsch im Eiltempo, der sie offenbar auch müde macht. „Wenn mich jemand fragt, was gerade mit mir passiert, muss ich sagen: Ich weiß es nicht. Es geht alles so wahnsinnig schnell.“ Erst kürzlich ist das 21-jährige Super-Model bei einem Interview für die „Vogue“ eingenickt.

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Jedes andere Model wäre dafür wohl gefeuert worden. Aber Cara? Klettert immer weiter hinauf. Vielleicht, weil sie hat, was man als Super-Model braucht: Ein Markenzeichen – und als Draufgabe entwaffnende Natürlichkeit. Nach dem Grund für ihre dichten Augenbrauen befragt, antwortet sie: „Man darf sie nur nicht zupfen. Das ist alles.“ Diese Offenheit hilft ihr auch im Zeitalter von Social-Media. Gestern noch Schülerin, ist sie heute im Internet ein Star, der laufend Einblick in sein „Caraversum“ gibt. Auf Twitter, wo sie erst seit 2011 Mitglied ist, hat sie inzwischen 1,7 Millionen Follower, die Zeugen eines unaufhaltsamen Aufstiegs sind, obwohl sie eigentlich schon immer ganz oben war.

Aufgewachsen in einer der bestvernetzten Society-Familien Londons, standen Delevingne schon als Kind alle Türen offen. So ist die Mutter ihrer besten Schul-Freundin Sarah Doukas, Chefin einer großen Model-Agentur. Sie entdeckte schon Kate Moss und Jahrzehnte später erkennt sie Caras Potenzial, das auch anderen nicht verborgen bleibt. Sänger Pharrell Williams etwa, der mit Cara für ein „Vogue“-Cover posierte, erklärt ihren Erfolg so: „Sie ist viel größer, als alle denken. Die meisten konzentrieren sich auf einzelne Projekte von ihr. Man sollte aber viel mehr ihre Gesamtheit sehen. Cara hat Spirit.“ Was er damit meint, ist die Begabung eines Multitalents. Delevingne schreibt Songs seit sie 13 ist und spielt Schlagzeug. Sie singt gut und möchte ein eigenes Label gründen, wenn sie genug Geld dazu hat. Außerdem hat die Britin eine Schauspielschule besucht. Ihre Nebenrolle im Blockbuster „Anna Karenina“ 2012 blieb noch fast unbemerkt. Heuer sollte sich das aber ändern, wenn sie an der Seite von Daniel Brühl und Kate Beckinsale in einer größeren Rolle zu sehen sein wird: In „The Face of an Angel“, einem Film, der auf der Geschichte von Amanda Knox basiert, wird sie eine Studentin spielen. Und das Modeln? „Das habe ich immer als einen Weg gesehen, Geld für die Schauspielerei zu verdienen“, sagte sie unlängst dem „Guardian“. „Alle schauen durch dich durch, keiner schaut dich an, man wird behandelt wie eine Puppe.“ Geändert habe sich das erst mit wachsendem Ruhm. „Das ist hart. Deshalb rate ich allen, die was im Hirn haben, etwas anderes zu tun.“