Filmstadt Wien
Von Bernhard Praschl
Stürzt er sich furchtlos von der Galerie? Rast er waghalsig auf dem Motorrad über das Parkett? Oder landet er in einem Helikopter mitten auf der Bühne? Tom Cruise ist alles zuzutrauen. Für den vierten Teil von „Mission: Impossible“ turnte der Hollywoodstar vor einigen Jahren in Dubai in 825 Meter Höhe an der Fassade des Wolkenkratzers „Burj Khalifa“. Da wird ihm für ein paar Drehtage von „Mission: Impossible 5“ in der Staatsoper in Wien wohl ähnlich Aufregendes einfallen. Spektakulär ist schon der im Vorfeld betriebene Aufwand. Allein die Crew umfasst mehr als 250 Personen. Dazu Stars wie Tom Cruise, Alec Baldwin, Jeremy Renner und die Newcomerin Rebecca Ferguson samt ihrer jeweiligen Assistenten und PR-Leute. Sämtliche Vier- und Fünf-Stern-Hotels rund um die Wiener Ringstraße sind bis Anfang September ausgebucht. Gut informierte Quellen berichten, dass Tom Cruise in Gehnähe zur Staatsoper absteigen wird, im Hotel Bristol möglicherweise.
Ein Verkehrschaos rund um das „Erste Haus am Ring“ scheint jedenfalls unausweichlich. In den vergangenen Wochen wurden etwa 2.000 Statisten für „Mission: Impossible 5“ gecastet. Sie alle mussten in eleganter Abendkleidung zu den Terminen erscheinen. Und sie alle mussten sich einverstanden erklären, keine Details auszuplaudern. Mission: Top secret. Rückblende: Zwei Monate nach den Dreharbeiten für den mit Helen Mirren prominent besetzten Kunstraub-Krimi „Woman in Gold“ ist Wien erneut Kulisse einer Multimillionen-Großproduktion. Und was für einer: Die erste Klappe zu „Mission: Impossible“ mit Tom Cruise war im Jahr 1996 gefallen. Seither wurde die Serie rund um den Agenten Ethan Hunt zur Goldgrube für den 52-Jährigen. Der vor drei Jahren abgedrehte vierte Teil der Reihe gilt mit einem Einspielergebnis von weltweit knapp 700 Millionen Dollar als erfolgreichstes Filmprojekt von Tom Cruise. So gesehen sind die Erwartungen für die noch titellose Fortsetzung extrem hoch. Und das Mitteilungsbedürfnis des produzierenden Paramount-Studios auffallend niedrig. Auch André Comploi, Staatsopern-Sprecher, gibt sich wortkarg. Er „darf leider keine Auskunft geben“, teilt er mit. Und auch Marijana Stoisits von der Vienna Film Commission, die unterstützend zur Seite steht, wenn Wien als Filmkulisse dienen soll, sind die Hände gebunden. Details gibt es keine, aber: „Wien wird Wien sein.“ Das ist schon ein großer Unterschied gegenüber dem 80er-Jahre-James-Bond-Abenteuer „Der Hauch des Todes“, in dem etwa die Wiener Volksoper ein Konzerthaus in Bratislava mimen musste. Dass Tom Cruise großer Wien-Fan ist, gilt ohnehin als offenes Geheimnis. Daher war es auch kein Zufall, dass im Vorjahr die Europa-Premiere des Science-Fiction-Films „Oblivion“ auf Wunsch des Schauspielers extra in Wien stattgefunden hat. Ob er sich im Zuge dieser Stippvisite auch den im wahrsten Sinne des Wortes schrägen Bau der irakischen Stararchitektin Zara Hadid am neuen Wirtschaftsuni-Campus im Wiener Prater angeschaut hat, ist nicht überliefert.
Als zweiter großer Wien-Schauplatz von „Mission: Impossible 5“ wird Hadids „Library & Learning Center“ jedenfalls dafür sorgen, dass das Wien-Bild im Kino nicht allein imperial und historisch ist. Spätestens am 3. September muss der „Spuk“ vorbei sein. Denn da eröffnet die Wiener Staatsoper mit dem „Fliegenden Holländer“ die neue Saison – mit Bryn Terfel in der Titelrolle. Tom Cruise und der Filmtross werden zu diesem Zeitpunkt bereits in London erwartet, der zweiten großen Filmlocation in „Mission: Impossible 5“. Für das koreanische Magazin „K-Drama Stars“ steht die Rollenverteilung der Städte schon fest. London – und da im Besonderen das Parlament – soll demnach für Action herhalten, Wien und die Staatsoper hingegen für die großen Gefühle. „Wien ist so romantisch“, heißt es da, „vermutlich dreht daher Tom Cruise die Szenen mit seiner neuen Filmpartnerin eben dort.“ Verantwortlich für dieses Wien-Bild der Asiaten ist die koreanische TV-Seifenoper „Spring Waltz“. Seit diese vor acht Jahren ein Pärchen im Visier hatte, das von der Liebe zur klassischen Musik nach Österreich geführt wird, gilt Wien in Südkorea als Traumdestination für Romantiker. Das schlägt sich auch in den Besucherzahlen nieder: Touristen aus Korea sorgten im ersten Quartal 2014 mit einem Plus von 31,5 Prozent für die höchste Steigerung in der Statistik. Insgesamt werden heuer erstmals mehr als 100.000 Gäste aus Korea erwartet. Premierentermin von „Mission: Impossible 5“ ist der 25. Dezember 2015. Spätestens im darauffolgenden Sommer wird also der Tourismus in der Hauptstadt wieder ganz kräftig brummen.