Thomas RABITSCH: Mein Lieblingsbuch
Als Sechzehnjähriger bin ich darauf gestoßen. Damals, in den frühen 70-ern, hörte der Geschichtsunterricht irgendwann nach der Monarchie auf – über die Nazi-Zeit lernten wir nichts. Zumindest nicht bei meinem Geschichtsprofessor. Der Anschluss und der zweite Weltkrieg wurden totgeschwiegen, als hätte dergleichen nie stattgefunden. Judenverfolgung? Ein Tabu. Das Buch war ein Schock. Ich las es zwei Mal, weil ich einfach nicht glauben konnte, was da zu lesen war. Menschliche Abgründe taten sich auf, Leid und Elend wurden unerträglich minutiös beschrieben. Klar hatte ich davor schon verschiedenste Bücher gelesen - was man so halt liest in jungen Jahren, ich hielt mich in meiner jugendlichen Naivität natürlich längst für aufgeklärt und gebildet. Dieses Buch hat mein Weltbild so gnadenlos und unerbittlich zurecht gerückt, indem es mir grausam vermittelt hat, wozu Rassismus und Fanatismus fähig sind. Ich hätte für mich gern ein anderes “Buch des Lebens” gewollt - einen Roman, ein Gedichtband, oder was immer auch - es ist aber ausgerechnet dieses eine geworden. Diesem Buch - so schrecklich es auch ist - verdanke ich mein Weltbild.
In memoriam Hansi Lang: Der Künstler wirkt in der Hommage „The Slow Club – Epilog“ mit: Rabenhof, 29. September (mit Franziska Weisz,
Edita Malovčić, Tini Kainrath, Johannes Krisch und Wolfgang Schlögl) & 5. November (mit Birgit Denk, Roman Gregory, Edita Malovčić, Tini Kainrath, Johannes Krisch und Wolfgang Schlögl), www.rabenhoftheater.com
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