Leben

Multimedia: Star der Woche

Nippleflash. Nicht verschämt wie bei Janet Jackson, sondern offensiv, in your face. Schrille Perücken, schräges Outfit, loses Mundwerk. Popowackeln auch, jede Menge. Von beiden Bestandteilen dieses schönen Wortes. Selbstinszenierung als ultimative Supertussi, der nicht umsonst eine eigene Barbie-Serie gewidmet ist. Jeder kennt sie, wirklich jeder, auch wenn er sich für Musik noch weniger interessiert als die Katze meiner Tante Liesl. Das kommt kommt beim „Star“ dieser Seite gar nicht sooo häufig vor...

ABER: Nicki Minaj ist seit Jahren nicht nur eine der rasantesten sondern auch profundesten Rapperinnen, die’s gibt, kann singen wie ein Zeiserl, auch wenn sie lieber die schmallippigen Jazzpolizisten mit konsequenten Auto-Tune nervt, zeigt, dass Frauen sich für nichts zu schämen haben, was sie haben – und ist eines der rundum erfrischendsten Phänomene des internationalen Musikmainstreams. Mit THE PINKPRINT hat sie kurz vor Weihnachten eine der klassesten Pop-Scheiben des 14er-Jahres herausgebracht. Höchste Zeit also für eine offizielle Hommage.

Geboren wurde Onika Tanya Maraj, wie sie im „echten“ Leben heißt, vor 32 Jahren in St. James, Trinidad & Tobago. Mit fünf landeten sie und ihre Mutter auf der Flucht vor dem alkoholkranken Vater in Queens, New York. Gospel Chor, Klarinetten-Unterricht, der große Traum, Schauspielerin zu werden. Dass sie es durchaus ernst meinte und sich richtig in ihre Rollen hineinlebte, zeigt ein frühes Video aus ihrer „Drama Class“ in der Highschool.

Nicki sprach für Theateraufführungen vor, arbeitete wie Tausende potenzielle Schauspielerinnen andere in mehr weniger schicken Restaurants, wurde ungefähr „15 Mal“ wegen unhöflichen bis ungebührlichen Verhaltens entlassen. Ganz nebenbei produzierte sie Hip-Hop-Mixtapes und während die Schauspiel/Musical-Karriere nicht abhob, bekam sie mit 25 für „Sucka Free“ den „Underground Music Award“. Kurz danach kam Rapper Lil Wayne ins Spiel, der sie offiziell entdeckte und in seine Combo Young Money Entertainment holte. Mit dabei: ein junger Mann namens Drake. Mit Bedrock hatten sie einen veritablen Billboard-Hit, Mariah Carey lud Nicki zu ihrem Song Up Out My Face ein und schließlich wurde Pop-Tycoon Jay-Z auf sie aufmerksam und empfahl sie seinem Protegee Robin Thicke für dessen späteren Hit Shakin It 4 Daddy.

Es folgten: Nickis Debüt-CD Pink Friday, das bestverkaufte Album einer Sängerin in den USA seit Lauryn Hills „The Miseducation…“, im Jahr 2010. Zwei Jahre später: Pink Friday: Roman Reloaded, ebenfalls direkt auf Nummer eins in den US-Charts, auch wenn die Kritiker verhalten reagierten. Und jetzt eben The Pinkprint – ihre musikalisch wahrscheinlich beste Arbeit bisher. Vielleicht auch, weil es persönlicher ist als vieles bisher, weniger „Theater“, kaum Rollen, in die sie schlüpft, dafür persönlicher. Vergangenheitsbewältigung in All Things Go, die ihre Probleme mit den Eltern ebenso zum Thema macht wie den Tod ihres Cousins, der als Teenager erschossen wurde, wie den plötzlich gewonnen Ruhm. Dazu immer wieder Reflexionen über ihre beendete Langzeitbeziehung, ein herzergreifendes Duett mit Chanteuse Jessie Ware, aber auch coolen Hip-Hop wie Only mit Drake, Lil Wayne und Chris Brown oder Want Some More, in dem sie Eminem und Kanye West klar macht, dass sie deren „only competition“ ist. Skandalmäßig hielt sich die ehemalige Skandalnudel dafür im letzten Jahr ziemlich zurück – auch wenn ihr „Twerking“-Video zur Single Anaconda nicht nur Co-Star Drake den Atem verschlug. Worüber man nicht vergessen sollte: Was die Produktion, den Groove, die raffiniert eingesetzten Samples von „Baby Got Back“ und Nickis Rap-Performance angeht, ist es einer der besten Songs des Jahres. Auch ohne Popowackeln.

Und ja, vielleicht hebt ha endlich auch ihre Schauspielkarriere ab. Immerhin hat sie Nick Cassavetes neben Cameron Dias, Leslie Mann und Game-of-Thrones-Star Nikolaj Coster Waldau9 für seine Komödie „Die Schadenfreundinnen“ gecastet.

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NICKI MINAJ & DRAKE & Lil Wayne: Truffle Butter

MIGUEL & KURUPT: NWA

CHRIS ECKMAN & TAMIKREST: All Tomorrows Parties

MARK LANEGAN & PJ HARVEY: Hit The City

PETER GABRIEL & KATE BUSH: Don’t Give Up

ALI FARKA TOURE & TOUNMANI DIABATE & CACHAITO LOPEZ: Sabu Yerkoy

M.I.A. & SANTIGOLD & GORILLA ZOE: Get It Up

KANYE WEST & PUSHA T: Runaway